Refashioned

Donnerstag, 17. Juli 2014

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Jaja, da meckert erst alle Welt, wenn es dauerregnet und nun ist es endlich wieder sonnig und warm, da ist es mir gleich wieder zu warm, um an der Nähmaschine zu schwitzen. Für alle von Euch, die ähnlich wie ich bei diesen Temperaturen lieber mit einem kühlen Getränk im Schatten sitzen und die Füße hochlegen, hätte ich da mal wieder einen Buchtipp:


Es handelt sich um das Buch "Refashioned" von Sass Brown


Oben seht Ihr die englische Originalausgabe, leider liegt bisher noch keine deutsche Übersetzung vor. Das Buch ist eine echte Fundgrube an Inspirationen für alle Nähnerds, die eine Vorliebe für das Thema Upcycling haben. Im Gegensatz zu diesem Buch enthält Recycling keine Anleitungen für eigene Projekte aber die Bilder sprechen meiner Meinung nach für sich und es werden wirklich außergewöhnliche Designer und ihre Projekte vorgestellt.

Nathalie Chanin die als eine der Vorreiterinnen der Recycling- Mode bzw. Mode aus ökologisch hergestellten, fair verarbeiteten Materialien bekannt ist, hat das Vorwort  geschrieben.


Sehr "anders" um nicht zu sagen schräg ist z.B. dieses Modell. Auf den ersten Blick könnte man denken, jo hübsch, wenn auch nicht wirklich alltagstauglich, aber diese "Röschen" auf dem Kleidungsstück sind ganz nett. 


Allerdings bestehen diese "Röschen" nicht aus Stoff sondern aus den Nippeln von Kuh-Eutern.
Äh ja. Mein erster Gedanke war: Warum finde ich das jetzt eklig aber Leder normal?

Die Designerin Rachel Freire schafft es, eine völlig neue Sichtweise auf Dinge/ Materialien zu erreichen, die vorher nur als Abfall betrachtet wurden. Auch wenn ihre Iconoclash Collection aus dem Jahr 2012 nicht direkt etwas für meinen Geschmack ist (ich ernähre mich seit fast 2 Jahren aus ökologischen Gründen vegan, und versuche auch möglichst neue Lederprodukte zu meiden - o.K. ich muss zugeben, dass ich in den letzten beiden Jahren noch zweimal durch den Kauf von Lederschuhen schwach geworden bin, aber ich arbeite daran...) finde ich  ihre Arbeit sehr interessant. 


Mehr meinem persönlichen Geschmack entspricht da schon die Mode von Christine Mayer. Sie stellt ihre wunderschönen Modelle für ihr in Berlin ansässiges Label  Mayer. Peace Collection aus Materialien wie alten Mehlsäcke, Seesäcke, Mangeltüchern, Militärzelten, Leinentischtüchern Laken etc. her.  

Jetzt frage ich mich allerdings: Wo kriege ich so einen tollen alten Mehlsack her? Hat jemand einen Tipp für mich? Ich möchte auch gern so eine tolle Jacke nähen.


Übrigens: Bei meiner Recherche habe ich erfahren, dass im Berliner Laden der Designerin im September ein Kurs für freies Drapieren angeboten wird, vielleicht möchten die geneigten Berliner  Bloggerinnen ihn mal ausprobieren und dann berichten?



Bei dieser ärmellosen Jacke (Weste) des britischen Labels Junky Styling ist unschwer zu erkennen, aus welchen Rohmaterialien es besteht. Leider konnte ich keinen aktiven Link zum Unternehmen finden. 



Wunderbar britisch spleenig sind die Modelle des Labels Lu Flux. Hier z.B. zwei Kleider aus der A-Lu-Ha-Kollektion...




...oder hier ein Mantel aus derselben Kollektion. Definitiv Stücke für Nähnerds die es möglichst bunt bevorzugen. Neben alten Kleidungsstücken werden auch gebrauchte Wohntextilien verarbeitet. Allein die schöne, bunte Website ist wirklich einen Besuch wert.



Das Label Milch aus Österreich ist mittlerweile bereits sehr bekannt, auch wenn das äh, Kleid auf dem Foto meiner Meinung nach nicht unbedingt zu den alltagstauglichsten gehört, sind die meisten übrigen Kleidungsstücke durchaus im Alltag tragbar. Überwiegend hergestellt aus alten Herrenhemden und Anzügen.



Raggedy ein Label aus Wales macht eine nostalgische Mode bei der ich spontan an Steampunk denken muss.


Fast märchenhaft, also weniger fürs Büro und mehr etwas für den großen Auftritt sind die wunderschönen Kleider von Trash Couture, einem dänischen Label, dass aus Resten von Haute Couture-Häusern wahre Feenroben schneidert.




Wer also Inspirationen für das nächste Red Carpet-Kleid benötigt, wird mit Sicherheit dort fündig.


Weniger dramatisch, dafür sehr elegant sind die durchaus alltagstauglichen  Kleider von Friends with Benefits, schöne Drapierungen in gedeckteren Farben - gefällt mir. 



Dazu dann vielleicht eine hübsche Tasche von Saisei...


Insgesamt also viele spannende Beispiele die dazu anregen, wenn es etwas kühler wird, die Schränke nach alten Schätzchen und vergessenen Schönheiten durchzustöbern und ihnen ein aufregendes neues Leben zu verleihen. 

So, ich verlasse jetzt mein Wohnzimmer, mache mir ein kühles Getränk und setzte mich in den Schatten!


3 Kommentare:

  1. Das Buch habe ich mir vor kurzem auch gekauft.
    Es ist sehr inspirierend, auch wenn vieles natürlich nichts ist, was sich auf tragbare Alltagskleidung übertragen lässt. Die Sachen von Mayer Peace Collection finde ich genial und auch mit anderem Material zu verwirklichen. Da könntet man ja mit Stoffdruck was machen.
    Anfang nächsten Jahres werde ich in der VHS einen Refashion-Workshop geben, zu dem ich das Buch als Anregung für die Teilnehmerinnen auf alle Fälle mitnehme.
    Danke für deine ausführliche Besprechung!
    LG
    Susanne

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  2. Hallo, das ist ja interessant - die Peace-Collection habe ich sofort wiedererkannt. Nachdem ich 2011 mal dort war und die schönen Stücke in Frau Meyers Laden bewundern durfte, obwohl mir das nötige Kleingeld fehlte, hab ich spontan bei ebay 2 alte Mehlsäcke geschossen für zusammen 34 euro - und mir aus dem einen einen Rock geschneidert, nachdem ich ihn gebleicht hatte. Zwar liegen zwischen meinem Rock und den Stücken von Frau Meyer Welten, aber eine spannende und interessante Erfahrung war's trotzdem.

    Lieben Gruß
    Ulrike

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  3. Ich habe das Buch auch schon als Ideengeber für Kurse gebraucht. Mann muss es halt als Inspiration sehen und für sich selbst etwas tragbares finden. Schön, dass das Buch auch anderen gefällt.
    Lieber Gruss
    Kathi, moutonnoir.ch

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