Suchtpotenzial

Freitag, 30. Mai 2014

in
Das Wetter war ja heute einigermaßen schön. Meist sonnig, aber auch ziemlich windig und im Schatten dann doch ein wenig kühl. Darum sah meine heutige Kombination so aus:







Ein schwarzes Kleid aus Wollcrepe, dass ich bereits vor einigen Jahren genäht habe. Leider habe ich trotz intensiver Suche das Schnittmuster nicht mehr gefunden. Wenn ich mich nicht irre, ist es von Simplicity. Ich habe es ursprünglich bei Catherine gesehen, die man auch getrost als das "Schnittmustertrüffelschwein" unter den Nähnerds bezeichnen kann. Sie ist meist die Erste, die besonders schöne und ausgefallene Schnittmuster vorstellt.

Schade, ich hätte Euch gern genauere Angaben zum Schnitt gemacht, Aber obwohl ich alle Schnittkartons durchgeforstet habe (und für Euch auf die Leiter gestiegen bin) bleibt der Schnitt verschwunden. Falls er demnächst noch auftauch, werden ich einen Nachtrag für Euch schreiben. Er ist nämlich toll und macht eine schöne Figur, durch die vielen Abnäher in Rücken und Taille. Vielleicht erkennt ihn auch jemand von Euch wieder und kann für Aufklärung sorgen.

Nachtrag: Ich habe den Schnitt gefunden. Natürlich war er an einer Stelle, wo ich ihn nie vermutet hätte.... Es handelt sich um den Retroschnitt Simplicity 7275

Öh, wie ich auf dem obigen Bild sehe, hätte ein halber Unterrock nicht geschadet (das Oberteil ist gefüttert).

Als Schutz gegen den Wind habe ich dann auch noch ein Bolerojäckchen angezogen

 

So sieht es von hinten aus







Hier die Vorderansicht noch einmal etwas größer




Das Jäckchen ist ein tolles Stück. Minimaler Strickaufwand für maximalen Effekt.

Es ist auch verantwortlich für den Titel dieses Posts. Warum? Darum:

Exemplar in cremeweiß









In salbeigrün





In schwarz


In blau mit weißen Kanten


Und das sind jetzt nur die Exemplare die ich für mich selbst gestrickt habe...

Das Bolerojäckchen ist so einfach zu stricken, dass es sich quasi von selbst  strickt. Also wunderbar für gemütliche Abende vor dem Fernseher,  Nachmittage auf dem Balkon oder am Strand.

Natürlich habe ich auch hier wieder die Anleitung verbummelt. Allerdings kann ich sie mittlerweile auswendig und weil Ihr mir immer so große Freude mit Euren lieben Kommentaren macht, verrate ich sie Euch hier.

Ursprünglich hatte ich eine bebilderte Anleitung für Euch vorbereitet, aber die ist leider beim Abspeichern in den Tiefen meines Notebooks verschütt gegangen. Daher jetzt in schnöder Prosa.

Die Wollstärke könnt Ihr nach Geschmack wählen. Ich stricke gern mit dünnerer Wolle (2,5er) aber Ihr könnt das Jäckchen auch gut mit 4er, 5er, 6er Wolle stricken.

Für ein Jäckchen in 2,5er Merinowolle habe ich 400gr. Wolle verstrickt.

Das Grundmuster ist ganz simpel: Zwei Maschen rechts, zwei Maschen links im Wechsel. In der Rückreihe die Maschen stricken, wie sie erscheinen.

Erst bitte brav eine Maschenprobe stricken ;o)

Dann strickt Ihr im Grundmuster einen langen Streifen, der 30 cm breit und ca. 150 cm lang ist.
Ggf. die Länge an Eure eigene Armlänge anpassen (das wird das Ärmel-/ Rückenteil).

Für die Rüsche: Nach 150cm Gesamtlänge  aus jeder Masche 3 Maschen stricken (= 1 Masche rechts, eine Masche rechts verschränkt, eine Masche rechts).
Rückreihe alle Maschen links stricken.
Je nach gewünschter Rüschenlänge ca. 6-8 Reihen glatt rechts stricken. Bei dickerer Wolle entsprechend weniger Reihen. Dann alle Maschen abketten. Die Rüsche entsteht durch die Mehrweite der verdreifachten Maschenanzahl.
An das andere Ende des langen Streifen muss auch noch eine Rüsche gestrickt werden. Dafür mit einem neuen Faden aus jeder Masche 3 Maschen stricken (= 1 Masche rechts, eine Masche rechts verschränkt, eine Masche rechts) und dann wie oben beschrieben weiter verfahren.

Nun strickt Ihr für das Vorderteil und das Rückenteil  jeweils im Grundmuster ein 60 cm breites und ca. 18 cm langes Stück (am Ende auch wieder die Rüsche mit anstricken. Hier aber natürlich immer nur an einer Seite).

Anschließend näht Ihr das Rücken- und das Vorderteil mit der Seite ohne Rüsche jeweils mittig an eine lange Seite des  Ärmel-/ Rückenteils.

Zur besseren Vorstellung seht Ihr hier das bereits zusammengenähte Jäckchen zur Hälfte gefaltet. Rücken und Vorderteil liegen aufeinander.


Ihr könnt an dem Bild auch erkennen, wo die Ärmel und die Seitennähte verlaufen. Das ist nämlich auch schon alles. Wenn Ihr Ärmel- und Seitennähte geschlossen habt, müsst Ihr nur noch die Fäden vernähen und seit fertig!


Hier die vergrößerte Ansicht der Ärmelrüsche.


 Rüsche von Vorderteil und Rückenteil (aufeinander liegend)




Keine umständliche Rechnerei für Ärmel- und Halsausschnitte. deshalb kann man das Jäckchen auch als reine Maschenmeditation oder Strickyoga bezeichnen ;o).

Ich hoffe, das Jäckchen gefällt Euch so gut wie mir. Falls etwas an der Anleitung nicht ganz verständlich war, bitte nachfragen.   



 

MMM 03/2014 Rosa Blingbling

Mittwoch, 28. Mai 2014

in
Dem trüben Wetter an diesem Mittwoch halte ich entgegen mit einem Ensemble in optimistischem Rosa.





Blazer und Top aus Jersey beide wieder mit der Hand genäht. in diesem Fall habe ich auf dekorative Techniken wie z.B. Reverse Applique verzichtet und den Stoff einlagig verarbeitet, da er so schon ziemlich dick ist. Es handelt sich um einen Jersey aus 100% Baumwolle. Ursprünglich wollte ich ihn gern für ein Kleid verwenden, aber da er kein Elasthan enthält, hatte ich Angst vor einem "Leierpo", der sich nach intensivem Sitzen auf dem Bürostuhl in dem Material bilden könnte. 

Der Schnitt für den Blazer ist wieder nach meinem Grundschnitt erstellt. Der Schnitt beruht übrigens auf keinem speziellen Schnittsystem. Wir haben in der Atelierschule einfach meine Maße genommen und an Hand dieser Angaben den Schnitt erstellt. Die Vorgehensweise wird so z.B. auch in dem Buch 
dargestellt. 

Der unterste Armlochpunkt sitzt direkt in der Achsel. Der Grundschnitt ist so erstellt, dass er sehr spack sitzt. Ich würde also ein Kleidungsstück in Webware nicht so eng tragen (es sei denn, ich würde kurzfristig einen Aushilfsjob als Nachrichtenmoderatorin übernehmen, aber dann würde man mir den Blazer auch auf den Körper tapen und hinten noch mit Wäscheklammern sichern...). Bei Jersey ist die nötige Mehrweite einfach über breitere Nahtzugaben regelbar (ich habe 1,5 cm Nahtzugabe angeschnitten aber bei 1 cm genäht).

Meine Inspiration  war der Betsy Blazer aus der  aktuellen Alabama Chanin Kollektion.

Dafür habe ich folgende Abwandlungen an meinem Grundschnitt vorgenommen:

Im Rückenteil sind zusätzliche Teilungsnähte eingebaut, es besteht aus 4 Teilen (zwei seitlichen und zwei mittleren Teilen)


Im Vorderteil habe ich bei den beiden mittleren Vorderteilen ca. 3cm über der Taille zusätzliche Teilungsnähte eingearbeitet. In der Originalversion von Nathalie Chanin ziehen sich die vertikalen Teilungsnähte nicht über die ganze Höhe der Vorderseite durch. Statt dessen sind die seitlichen Vorderteile verkürzt und die mittleren Vorderteile im oberen Bereich zur Seite hin verbreitert. Dieses Gefrickel wollte ich mir definitiv nicht antun. Ich meine, hallo - wer näht schon ohne Not "um die Ecke". Man muß es sich ja nicht unnötig schwer machen. So groß finde ich den optischen Unterschied zu meinem Blazer auch nicht.

Wie man auf den obigen Fotos gut erkennen kann, sind die Schultern etwas überschnitten. Würde ich bei einem anderen Modell (aus Webware) etwas verschmälern. Bei einem Jerseyblazer gefällt es mir aber ganz gut.

Als weitere Änderung wurde die Halsrundung etwas höher gezogen und ein Kragenschnitteil erstellt. 

Da ich nicht ganz auf dekorativen Schnickschnack verzichten wollte, habe ich wie bei der Originalversion einen Schwung Knöpfe aufgenäht. Dadurch bin ich dann auf den Geschmack gekommen und habe noch zusätzlich winzige, rosa Stiftperlen um die Knöpfe herum und auf den "Taschenpatten" aufgenäht.

Im Gegensatz zum Original habe ich keine selbst umhäkelten Druckknöpfe verwendet (äh, ich habe einen Häkelversuch gestartet, bin aber dann leider gescheitert...).
Statt dessen habe ich rosa Kamsnaps eingedrückt.

Suchspiel: Na, wer findet die Kamsnaps auf dem Bild unten ;o)



Die Taschen sind übrigens ein Fake und dienen nur dekorativen Zwecken. Da ich echte Taschen nur vollstopfen und dadurch unschön  ausbeulen würde, habe ich mir die Arbeit gespart. 

So sieht der Blazer offen getragen aus





Für das Top habe ich wieder einen Schnitt von Nathalie Chanin genutzt. Er stammt aus ihrem ersten Buch.

Hier das Original, das sie in diversen Variationen anbietet  


Und das ist meine Version




Uups, unschöne BH-Falten -Röllchen  in der Rückansicht. Ich bitte diese freundlicherweise zu übersehen, öhem.
Auf die Nutzung von Kontrastfarben für die Nähte habe ich verzichtet, da ich einen ruhigen Gesamteindruck erzielen wollte.

Wie in diesem Post bereits erwähnt,  hatte ich ein "Leierproblem" an Hals- und Armausschnitten. Dies konnte ich durch die Verwendung eines Streifens Bügeleinlage und die maximale Dehnung des Einfasstreifens beheben. 

Im Gegensatz zum Original habe ich auch den unteren Saum Eingefasst, da ich mich mit offenen Säumen bisher noch nicht wirklich anfreunden konnte.

Hier gehts lang, zu den anderen Mittwochsschönheiten mit Frau Kirsche als Vortänzerin in einem entzückenden Kleid:


Abwandlung Grundschnitt

Montag, 26. Mai 2014

in
Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame kommt heute eine Erläuterung dazu, wie ich aus meinem Grundschnitt die Abwandlung für dieses Jäckchen erstellt habe.

Auf diesem Bild sieht man die Grundschnittteile für den Rumpf. Links das Rückenteil in der Mitte das mittlere Vorderteil und rechts das seitliche Vorderteil. Alles noch ohne Saumzugaben. Das Rückenteil wird übrigens nicht im Stoffbruch zugeschnitten sondern hat eine Mittelnaht, damit es besser sitzt.


Hier habe ich links neben das mittlere Vorderteil die neue Variante für das kurze Jäckchen gelegt. Die Gesamtlänge ist auf die gewünschte neue Länge (in der Taille) verkürzt. Dann habe ich davon noch einen Teil für den beschrifteten Rand abgerechnet und das Teil somit noch einmal geteilt und für den Rand ein Extraschnittteil erstellt. Die Saumzugaben sind hier bereits enthalten. Mit dem seitlichen Vorderteil bin ich dann analog verfahren.


Die Vorgehensweise wiederholt sich beim Rückenteil natürlich entsprechend..


Den Ärmel musste ich nicht anpassen, es ist ein ganz normaler Einnahtärmel.

Ich hoffe diese Erläuterung war verständlich, Ansonsten bitte einfach nachfragen.

Nachtrag: Da ich den Grundschnitt von vornherein auch für die Erstellung meiner Handnähprojekte geplant hatte, gab es insgesamt wenig Änderungsbedarf. 
Auf Abnäher habe ich verzichtet, weil ich befürchtet hatte, dass sie bei dem doppellagigen Stoff zu "wurstig" erscheinen würden. Statt dessen habe ich ich mit Teilungsnähten in den Vorder- und Rückenteilen gearbeitet. 
Durch die körpernahe Form und die  Einarbeitung von Schlingen statt normale Knopflöcher, bildet die vordere Mitte auch jeweils die Außenkanten der mittleren Vorderteile. 
An den Armlöchern und Schultern musste ich den Grundschnitt nicht  ändern. 


Stoffspielereien Alabama Chanin

Sonntag, 25. Mai 2014

in
Griselda ist heute Gastgeberin der Stoffspielereien zum Thema "Alabama Chanin" Da sich dort sehr schöne Beispiele für diese Techniken und viele Tipps finden, habe ich mich entschiede, auch Mal ein weniger gelungenes Werk von mir zu zeigen, da sich aus Fehlern bekanntlich besonders viel lernen lässt - nach dem Motto "Versuch macht kluch". Vielleicht kann ich Euch dadurch bewahren, den gleichen Fehler zu machen wie ich.

Auf dem Foto seht Ihr eines meiner ersten Stücke nach den o.g. Techniken.


Es handelt sich um ein sogenanntes Camisole, der Schnitt stammt aus dem dritten Alabama Chanin Buch.
Warum es mir nicht wirklich gefällt? Nun da ist zum einen der Halsausschnitt der mir viel zu labberig geworden ist. Bei einem anderen Stück hatte ich das Problem auch und dafür folgende Lösung gefunden:

Das Einfassband am Hals habe ich wieder abgetrennt. Dann auf der Innenseite des Halsausschnitts einen ganz dünnen Streifen Einlage aufgebügelt. Anschließend beim erneuten Annähen des Einfassbandes selbiges maximal gedehnt. Durch die Verwendung eines elastischen Stichs ist es trotzdem noch dehnbar genug.
Bei diesem Camisole könnte ich es ggf. noch nachholen.

Die Rückseite sieht so aus...


und das ist die Seitenansicht.

Auch hier ist erkennbar, dass der Armausschnitt zu weit und zu labberig ist. Die Problemlösungsmöglichkeit wäre also dieselbe wie beim Halsausschnitt.

Irgendwie fühle ich mich aber auch unabhängig von diesen (zu behebenden) Fehlern nicht wirklich wohl in dem Stück. Ich überlege noch, mir evtl. einen passenden Jerseyrock in braun zu nähen, das Material dafür hätte ich noch. Über einer Hose, wie hier auf dem Bild, stauch es sich unschön und ich fühle mich irgendwie "Hüftlastig".

Passend zum Camisole habe ich noch ein Bolero genäht (Schnitt auch wieder von Alabama Chanin). Bei diesem habe ich das Muster bewusst sparsamer eingesetzt, damit die Kombination nicht zu unruhig wird.



In der Seitenansicht wird auch wieder das "Labberproblem" am Saum des Boleros deutlich. Es steht am Rücken unschön ab. Auch hier würde wieder eine aufgebügelte Einlage und ein deutliches Straffen des Einfassstreifens helfen.



Bisher mag ich die Kombination noch nicht wirklich tragen, aber ich denke, ich gebe ihr nochmal eine Chance und werde alle labberigen Säume neu nähen.

Deutlich besser gelungene Stücke nach den o.g. Techniken habe ich bereits hier und hier und hier gezeigt.
 
Insgesamt kann ich sagen, dass diese Art zu nähen für mich wirklich eine große Liebe geworden ist. Ich finde es nicht nur toll, während des Nähens gemütlich auf dem Sofa zu sitzen, statt hinter der Maschine zu klemmen. Vielmehr gibt es mir auch ein Gefühl der Unabhängigkeit von Maschinen. Wir bewegen uns heute in einer völlig durchtechnisierten Welt, da ist es für mich sehr befreiend auch einmal etwas mit einfachsten Werkzeugen und ohne Abhängigkeit von Strom oder teuren Gerätschaften herstellen zu können.

Zusammen sind wir schöner Teil 2

Samstag, 24. Mai 2014

in
Im ersten Teil  haben sich vier alte, aussortierte T-Shirts zusammengefunden, um gemeinsam ein neues, schöneres Leben zu beginnen.

In den letzten  Tagen hatten sie nun Zeit sich nach und nach aneinander zu gewöhnen und wichtige Fragen zu klären, wie z.B. wer liegt oben, wer liegt unten?

Das Ergebnis:

Ein Rückenteil,


ein Vorderteil




und ein Ärmel..


Ich stelle immer wieder fest, dass es für mich als Angehörige der Generation Gleitsichtbrille nicht mehr so einfach ist, mit schwarzem Garn auf schwarzem Stoff zu sticken. Leider komme ich meist erst am Abend dazu, mich solch gemütlichen Arbeiten zu widmen und Kunstlicht ist dabei nicht wirklich hilfreich...

Weiter geht es beim nächsten Mal mit der Antwort auf die Fragen, was ist mit Ärmel zwo und dem noch fehlenden Vorderteil, können sich alle noch verbliebenen Teile auf ihre endgültigen Positionen einigen?

Warum die Fotos dieses Mal so verschwommen geworden sind ist mir nicht wirklich klar, aber ich gelobe Besserung.

Eure Fragen meine Antworten

Donnerstag, 22. Mai 2014

in
Zu meinen bisherigen Posts habt Ihr mir nicht nur sehr motivierendes Lob, sondern auch einige Fragen zu meinen genutzten Techniken und Materialien gestellt. Da einige Fragen mehrfach gestellt wurden, denke ich, es ist sinnvoll sie in einem Post gesammelt zu beantworten.

Welche Art von Jersey (Baumwolle/ Viskose/ mit oder ohne Elasthan) verwendest Du? Wie schwer sind sie in Gramm pro Meter?

Ich nutze einfach alles was da ist. Völlig wurscht ob reine BW oder Mischgewebe ob mit oder ohne Elasthan. Ich versuche einfach die Stoffe so zu kombinieren, dass es passt. Wenn z.B. einer der beiden Stoffe aus einem sehr flutschig, weichen Viskosematerial besteht, dann kombiniere ich dazu einen etwas festeren zweiten Jersey, um eine gewisse Stabilität zu erreichen.

Als Beispiel seht Ihr hier ein Bolerojäckchen aus dem letzten Jahr. Bisher habe ich es allerdings noch nicht getragen, da es irgendwie doch sehr nach Minnie-Mouse aussieht...

Für dieses Jäckchen habe ich in der unteren, weissen Lage einer sehr weichen, leichten Viskosejersey genutzt. Dafür habe ich eine von diesen zipfeligen, weiten Jerseyjacken bei denen man die vorderen Teile drapieren und knoten kann, auseinandergeschnitten, da sie mir nicht wirklich gut gefiel. Für die obere Lage habe ich denselben Stoff wie auch bei dem Rosenjäckchen genutzt. Es ist ein mitteldicker, relativ fester Jersey, der bedeutend weniger dehnbar ist als der weisse. Leider kann ich keine Angaben zu den jeweiligen Gewichten pro Meter machen, aber ich hoffe, dass Ihr mit meine Beschreibungen auch so etwas anfangen könnt.
 



Auf dem mittleren Foto sieht das Jäckchen schief aus, ist es aber nicht, irgendwie war mein Stativ schief...
  

Mit welchem Garn wird genäht, Poly oder BW?

Mit den Garnen experimentiere ich noch. Meist nutze ich ein extrastarkes Garn von Gütermann aus 100% Poly. Das gibt es auf 100 Meterrollen und mit ca. 4,1€ finde ich es recht teuer, da zweifädig gearbeitet wird, hat man ja im Grunde genommen nur 50 Meter. Für das Umsticken finde ich es bisher aber ziemlich geeignet. Leider gibt es dieses Garn nur in einer sehr überschaubaren Anzahl von Grundfarben. 
Man könnte auch Knopflochgarn nehmen das gibt es in einer größeren Farbauswahl, aber das ist noch teurer und bisher habe ich es nur auf 30 Meterröllchen gesehen.

Für das Zusammennähen der Teile nutze ich neuerdings Maschinenquiltgarn mit dem Namen "Sulky" auch von Gütermann. Doppelt genommen scheint es mir auch ausreichen stabil zu sein, ist aber deutlich preiswerter als das extrastarke Garn. Dieses Sulky  (100% BW) gibt es auf 300 Meterrollen und ich finde es lässt sich auch etwas leichter vernähen als das doch manchmal recht "sperrige" extrastarke Garn. Leider weiss ich im Monment nicht mehr, wie teuer es genau ist. Aber es ist deutlich preiswerter als das extrastarke.

Kannst Du die Schnittabwandlung vom Grundschnitt für das Rosenjäckchen skizzieren?

Liebe Julia, dafür mache ich am Wochenende einen Extrapost.

Wie sieht die Innenverarbeitung aus, ist das Jäckchen gefüttert?

Durch die zweilagige Verarbeitung erscheinen mir die Stoffe doch schon ziemlich dick. Auch wenn ich bei anderen mit der Maschine genähten Mänteln und Jacken grundsätzlich immer ein Futter zur besseren "Rutschbarkeit" einarbeite, verzichte ich bei den komplett handgenähten Teilen darauf. Bisher finde ich auch, dass der Jersey und die Art der Verarbeitung eine gewisse Lässigkeit oder Abgerocktheit ausstrahlen, zu der ein Futter nicht so gut passt. Aber das ist Geschmackssache.

Wunschgemäß hier nun Fotos von der Innenseite des Rosenjäckchens:




Die Qualität der Bilder ist leider nicht so toll geworden, da ich es noch nicht raushabe, wie ich bei gewitterbedingter Dunkelheit, trotzdem anständige Fotos hinkriege ;o)

Wie kommen die Konturen auf den Stoff?

Wenn die obere Stofflage heller als schwarz ist, nutze ich einen simplen Fineliner Filzstift von Stabilo, den man in jedem Schreibwarenladen bekommt. Bei schwarzem Stoff nehme ich einen sogenannten "Silberstift" von Prym, den ich bei *arstadt bekommen habe. Er sieht aus wie ein silberner Buntstift. Damit man nicht zu sehr auf dem Stoff rumrubbeln muss und ihn dadurch verzieht, hilft es, die Minespitze ab und zu anzufeuchten.

Warum nutzt Du keine Textilfarbe, wie es bei Nathalie Chanin gemacht wird?

Da meine Stofflagen bisher meist sehr kontrastfarbig waren, habe ich auf den Einsatz von Textilfarbe verzichtet, um den Farbeffekt insgesamt nicht zu unruhig werden zu lassen. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich bisher einfach das Arbeiten mit Schwämmchen und/ oder Sprühflasche gescheut habe, da es doch viel Dreck machen kann. Aber ich werde es bestimmt demnächst probieren.

Könntest Du die Konturen dann nicht einfach frei Hand aufzeichnen?

Das geht natürlich auch, aber da ich es mir nicht zutrauen würde, das Rosenmuster so fehlerfrei hinzukriegen, nutze ich dafür lieber eine Schablone. Der Fineliner lässt sich meines Wissens nach nicht wieder herauswaschen, dass wäre mir dann also zu gefährlich. Wenn jemand frei Hand besser zeichnen kann, ist das natürlich eine sehr zeitsparende Möglichkeit. 

Für das Minnie-Mouse-Jäckchen habe ich zum Zeichnen der Kreiskonturen einfach ein umgedrehtes Grappaglas genommen.

Von Petra (Prinzenrolle) bekam ich den Tipp das Muster durchzurädeln. Das werde ich demnächst auch Mal ausprobieren (warum komme ich selbst nie auf so einfache Ideen???).

Ich hoffe, ich konnte Euch damit einige Fragen beantworten.

Liebe Grüße

Antje

 

MMM02/2014 Eine Rose ist eine Rose...

Mittwoch, 21. Mai 2014

in
...ist eine Rose

Zuerst einmal vielen, vielen Dank für Eure lieben Kommentare zu meinem MMM-Post aus der letzten Woche! Ich habe mich sehr über die nette Aufnahme in Eurem Kreis gefreut!

Auch wenn für heute fast 30° angesagt sind, ist es am Morgen - besonders in der klimatisierten Straßenbahn - noch eher kühl. Daher kann ich heute mein derzeitiges Lieblingsstück anziehen. Ein handgenähtes Jäckchen aus rotem und scharzen Jersey, wieder mit den Techniken von Nathalie Chanin.


Der Schnitt ist nach meinem Oberteil-Grundschnitt erstellt. Den Grundschnitt habe ich mit Hilfe der lieben Anke aus der Atelierschule in Köln erstellt. Für Nähbegeisterte aus Köln und Umgebung, die wie ich mit der Erstellung eigener Schnitte oder Änderung und Anpassung bestehender Schnitte noch Unterstützung brauchen, kann ich den Besuch der Atelierschule sehr empfehlen. Wir nennen es auch liebevoll "betreutes Nähen".

Die Inspiration für die Form der Jacke war dieses Modell

Von hinten sieht meine Interpretation so aus:

 

und so von der Seite



Das Rosenmuster habe ich mir von der Alabama Chanin Ressources Seite kostenlos heruntergeladen. Anschließend habe ich es mit einem dünnen Filzstift auf Mylarfolie (im Internet bestellt) durchgezeichnet. Wirklich langwierig war das anschließende Ausschneiden des Musters aus der Folie mit einem Cuttermesser. Eine Zuschneidematte ist dafür ein zu fester Untergrund, daher habe ich eine Lage alten, zerlöcherten Wollstoff dazwischen gelegt. Dann ging es zwar, war aber recht mühsam.

Für das Foto habe ich die Mylarfolie versetzt auf meine Vorlage gelegt, damit die Folie sichtbar wird. Bei meinen fototechnischen Fähigkeiten war es mir leider nicht möglich, eine durchsichtige Folie besser darzustellen ;o)



Für den Schriftzug habe ich eine eigene PowerPoint Vorlage erstellt und dann wie bei den Rosenmustern mit Stift und Cutter auf die Folie übertragen. Wie ich hinterher beim Sticken und Ausschneiden feststellen konnte, war die Schriftart nicht ideal für mein Vorhaben. Beim nächsten Mal werde ich darauf achten, Schriftarten mit eingebauten Stegen zu nutzen bzw. bei Bedarf selbst Stege einzubauen. Damit kann man bei den runden Buchstaben die merkwürdigen kleinen "Inseln" im Inneren vermeiden.

 Die Inspiration für den Schriftzug ist natürlich unschwer zu erraten. Für Interessierte hier ein Wikipedia Link



 Um das Muster deutlicher darszustellen hier noch Bilder der Jacke auf meinem  Körperdouble:






Fazit: Den Schnitt finde ich prima und werde ihn mit Sicherheit noch mehrfach nutzen da ich eine verkappte Jäckchenfetischistin bin.
Das Muster zu sticken ging verhältnismäßig flott und irgendwie finde ich es ausdrucksstärker, als die kleinteiligen, großflächig verteilten Muster meiner beiden bisher vorgestellten Jäckchen.

Die Riege der anderen mit Liebe selbst benähten Damen findet sich wieder hier

Zusammen sind wir schöner Teil 1

Montag, 19. Mai 2014

in
Vier ungeliebte, alte T-Shirts wünschen sich ein neues Leben. Aber keines von Ihnen weiß so recht, wie es das allein anstellen soll. Also tun sich alle 4 zusammen und überlegen wie ihre Zukunft aussehen könnte. Sie träumen von einer Vereinigung und anschließender gemeinsamenr Wiedergeburt.

Hier die Kandidaten vor der Operation:


Zwei schwarz-weiss geringelte Shirts und zwei in uni schwarz. Ein eher blaustichiges und ein eher gelbstichiges Schwarz. Allerdings ist der Blaustich nicht so extrem wie auf dem Foto.

Zuerst Hin- und Hergepussel mit möglichen Schnittmustern. Erste Idee verworfen, da die T-Shirts nicht genug Stoff geboten haben. Zweites Schnittmuster - passt.

Mutiges Arbeiten mit dem Rollschneider, erst hier:

 
dann hier:


und hier:


Muster mit einer Schablone auf den Stoff übertragen: 



Nach den ersten beherzten Schritten bleiben allerdings noch einige Fragen offen:

  • Gibt es ein Leben nach dem Rollschneider?
  • Werden die Vier wirklich zu einem harmonischen Ganzen?
  • Wer übernimmt eine Hauptrolle, wer eine Nebenrolle?

Wie es weitergeht sehen wir demnächst in diesem Theater Blog...

Weitere schöne handgenähte Kleidungsstücke, sind übrigens auch hier und hier auf Lucys Nahtzugabe-Blog im Rahmen der Stoffspielereien zu sehen.

Oder auch hier auf dem Siebensachen Blog und hier bei Griselda. Tolle Inspirationen für alle Freundinnen der gepflegten Handnähte.