Mach neu aus alt

Samstag, 5. Juli 2014

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Die "Make do and Mend" - Aktivitäten in den 40er Jahren über die ich bereits in diesem Post berichtet hatte waren aus der reinen materieller Not in Kriegs - und Nachkriegszeiten geboren. 

Im Gegensatz dazu beruhen heutige Upcycling Aktivitäten (in den westlichen Industrienationen) nur sehr selten auf finanzieller Not. Immer stärker steht der Aspekt des sinnvollen Umgangs mit Ressourcen im Vorrang.  In dem Buch "MACH NEU AUS ALT - KLEIDUNG UND ACCESOIRES" werden zahlreiche Designer vorgestellt, die für ihre Produktionen entweder  gebrauchte Materialinen  oder Materialreste die  bei anderweitigen Produktionen entstehen, verwenden.


Das Buch beginnt mit einer Einführung zur Geschichte der Hobbyschneiderei von den 40er Jahren bis heute.


Anschließend folgen die Kapitel:

  • Kleidung für Frauen
  • Kleidung für Männer
  • Mode für alle
  • Accesoires
  • Kinder und Haustiere

Neben der Vorstellung der Designer werden auch immer wieder Anleitungen für eigene Upcyclingmöglichkeiten gezeigt. Diese Anleitungen wenden sich vor allem an Nähanfänger, da eines der Anliegen des Buches darin besteht, auch Menschen für das Thema Upcycling zu begeistern, die sich bisher nicht herangetraut haben.


Besonders gut gefallen mir z.B. die auf dem obigen Bild dargestellten "reanimierten" Blazer bzw. Pullis vom Label Schmidt Takahashi. In meinem Kopfkino beginne ich direkt meine alten Blazer und Pullis zu zerschneiden und als neue Kreationen zum Leben zu erwecken.

Schmidt Takahashi die in Berlin ansässig sind, waschen, bügeln und fotografieren vor dem Verarbeitungsprozess die alten Kleidungsstücke und versehen sie mit einer Identifikationsnummer. Farbe, Material und Stil werden katalogisiert und anschließend diese Informationen auf einem Funkerkennungs-Chip gespeichert und in das neue Kleidungsstück eingearbeitet. Diese Chips können dann mithilfe eines Smartphones gescannt, ausgelesen und aktualisiert werden. Dieser Chip erscheint mir persönlich als überflüssiges Gimmick und ich frage mich, ob für die Chiperstellung nicht doch auch wieder unnötig Ressourcen verbraucht werden... Aber gut, das ist jetzt wahrscheinlich Nörgeln auf hohem Niveau.


Ganz besonders gut finde ich die sehr edlen Stücke von Suzanne Clements und Inacio Ribero. Als Freundin des gepflegten Mustermixes würde ich die gezeigten Modelle sofort tragen.


Für diese edlen Stücke wurden, wie unschwer zu erkennen ist, keine nullachtfünfzehn Stücke aus dem Altkleidercontainer verarbeitet, sondern Seide, Brokat, edle Spitzen und alte Kaschmirstrickteile. Auf Flohmärkten kann man bestimmt das eine oder andere edle Teil für kleines Geld finden das man zwar so wie es ist nicht tragen möchte, aber zu einem neuen Stück für besondere Gelegenheiten umarbeiten kann.



Keine alten Kleidungsstücke sondern Abfälle aus der Modeindustrie verarbeitet das Label Piece x Piece.
Wie man auf dem obigen Foto erkennen kann, wirken die Modelle eher zurückgenommen und clean - beides Begriffe die eher selten mit dem Thema Upcycling in verbindung gebracht werden.



Bunte Kreationen findet man dann schon eher wieder beim Label Goodone. Die Kleidungsstücke werden aus recycelten alten Stoffen in Kombination mit nachhaltigen neuen Materialien hergestellt.


Vielfältig nutzbar z.B. als mobile Wiese ist das Mäntelchen des Labels Ari Isoda wrk-shp ;o)



Auch etwas spezieller: Das Kleid auf der linken unteren Bildseite vom Label Milch das aber ansonsten durchaus tragbare, alltagstaugliche Stücke anbietet, die aus alten Kleidungsstücken gefertigt werden.



Überwiegend tragbare Männermode aus alten Kleidungsstücken vom Label Junky Styling findet sich ebenso im Buch...



wie auch mein alltime Favourite Alabama Chanin. Ja, sie kann auch Männermode! Wobei sie (meines Wissens nach) mittlerweile nicht mehr mit alten, gebrauchten Materialien arbeitet sondern statt dessen freilaufenden, rechtsdrehenden teilweise mit Naturfarben gefärbten Biobaumwolljersey verwendet.


Zum Nacharbeiten der gezeigten Modelle eignen sich aber auch definitiv alte, abgerockte T-Shirts, zumal diese meist auch vom vielen Waschen schon so eine schöne ausgebleichte Farbe haben. Bei diesen Aussichten wird sich doch sicher der eine oder andere Mann endlich dazu überreden lassen, seine ganz alten Hündchen endlich aus dem Schrank zu holen, damit ihnen durch kundige Hand ein zweites, stylisches Leben eingehaucht wird...   

Während im Kapitel "Mode für Alle" die Werke von Walter Raes wohl eher in den Bereich Kunst fallen...


finde ich die Taschen von Julia Crew sehr schön auch für den alltäglichen Gebrauch. Sie werden von ihr aus Industrieabfällen (Endstücke von Polsterstoffen und Schnittabfälle) und aus alten Lederjacken und Gürteln hergesetllt. Sehr schick!



Bei den Anleitungen finden sich z.B. der Klassiker - das Upcyceln von alten Jeans,




Vorschläge für die vielfältige Nutzung von alten T-Shirts,


eine Anleitung dafür, wie man Kopien von Lieblingsstücken im Kleiderschrank herstellen kann,



sowie Anleitungen wie man alten Taschen und Schuhen mit Lederfarbe ein neues Aussehen geben kann und diverse weitere Upcycling-Ideen.



Übrigens finden sich im Buch auch noch Vorschläge für die Verwendung selbst der kleinsten Teile, die beim Ausschlachten von Schrankleichen übrig bleiben:


Mein Fazit: Ein wirkliches interessantes Buch mit zahlreichen Ideen von innovativen Designern die  von erfahrenen Nähnerds als Inspiration genutzt werden können. Zusätzlich gibt es Anleitungen  die auch eher für Nähanfänger geeignet sind, die sich erstmalig auf das Gebiet des Upcycelns wagen wollen.

Ich denke, dieses Buch müsste sich in jeder halbwegs gut sortierten Stadtbücherei finden lassen. Meine Online-Recherche hat ergeben, dass es z.B. in Köln in der Zentralbibliothek vorhanden ist.   


1 Kommentar:

  1. Danke fürs Vorstellen. Sieht ja wirklich interessant aus. Schade, dass unsere Stadtbücherei nicht gut sortiert ist - ich habe gerade mal nachgesehen. Das Buch gibt es bei uns kreisweit nicht. Ich werde es mal anregen...

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