Me Made Mittwoch 19/2015

Mittwoch, 30. September 2015

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Beim heutigen Me Made Mittwoch reihe ich mich mit einem Schätzchen aus meinen Beständen ein, das perfekt zum wunderbar sonnigen Frühherbstwetter passt.

Es handelt sich um meine erste Version des "Kirschenkleides" aus dem letzten Jahr, dessen Entstehung ich in diesem Post bereits beschrieben habe. Mittlerweile habe ich bereits drei verschiedene Versionen davon und liebe den Schnitt immer noch sehr, da es sich um eines der wenigen Schnittmuster für Webstoffe handelt, in denen ich mich nicht aufgrund  fehlender Beweglichkeit irgendwie eingesperrt fühle.


Wieviel Bewegungsfreiheit dieses Kleid bietet, wird deutlich bei der folgenden Vorstellung des PRIMAPATENTPUSCHELS  der Firma Plastikschrott & Co die mir freundlicherweise ein Exemplar zu Testzwecken zur Verfügung gestellt hat.

Ideal um es im Büro für kleine Bewegungspausen zu nutzen, damit man am Schreibtisch nicht im Laufe des Tages völlig zusammenschrumpelt.

Der PRIMAPATENTPUSCHEL enthält nachweislich alle wichtigen Inhaltsstoffe, die ein ordentliches Plastigimmick ausmachen: Bisphenol-A, Pthalate und  Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind nach Angaben des Herstellers garantiert in ausreichender Menge enthalten, um nicht nur die jeweiligen Anwender sondern auch alle anderen Personen im Umkreis von 50 Metern dauerhaft zu verseuchen. Insbesondere bei fleissigem Gebrauch wie auf den folgenden Bildern von mir laienhaft vorgeführt.

Erste lockere Schüttelbewegungen aus dem Handgelenk zum langsamen Aufwärmen:


Wir werden nun etwas schneller in den Bewegungen und führen die Puschelhand langsam nach oben. Wichtig: Beim Puscheln des Puschels immer lächeln, damit wir auch direkt unsere Gesichtsmuskeln mit trainieren und Hamsterbäckchen vorbeugen!

 


Nun den Puschel noch weiter nach oben führen und locker vor dem Gesicht kreisen:



und kreisen:


Nun langsam über den Kopf führen und weiterkreisen:



Äh, ich sagte über dem Kopf kreisen... 

Na wirs bald!


Geht doch! Immer dieses unprofessionelle Personal

Nun setzen wir an zum "Hip-Shaking":


Jetzt bitte mit ein bischen mehr Schmackes:


Anschließend geht es weiter mit dem "Belly-Cover"


Nicht schlapp machen. Jetzt nehmen wir noch einmal alle Energie zusammen und Schütteln den PRIMAPATENTPUSCHEL kräftig über dem Kopf...





...beugen uns dann mit Schwung nach vorn...



und federn anschließend wieder zurück in die aufrechte Position



uuuuuund - fertig!




Die letzten drei Fotos sind leider etwas unscharf, da sich meine Fotografin Frau Overluck  vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten konnte (ich sage doch: Immer dieses unprofessionelle Personal!)

Der PRIMAPATZENTPUSCHEL kostet übrigens in der Standdardausführung in Weiss  59,95 € . In der Premiumausgabe (Pink mit Swarovskisteinen) ist er für 289,90 zu bekommen. Bestellungen bitte direkt an die Firma Plastikschrott & Co in Murkshausen richten. Es wird auch garantiert kein Exemplar als Giveaway für meine Leserinnen geben. Von diesbezüglichen Anfragen bitte ich daher abzusehen.

Ohne sinnlosen Plastikschrott treffen sich heute wieder alle fleissigen Selberschneiderlein auf dem Me Made Mittwoch Blog. Als Vortänzerin begüßt uns dort Gastbloggerin Muriel in einem wunderbaren Hochzeitsgastkleid.

 

Winterjacken Sewalong 2015 Teil 1 Inspiration und Schnitte

Montag, 21. September 2015

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Meine Güte in der letzten Teit weiss ich vor lauter Sew Alongs kaum noch, wo mir der Kopf steht - aber da Einer verlockender ist als der Andere, kann ich auch wiederrum nicht nein sagen ;o)
Daher mache auch ich sehr gern mit beim diesjährigen Winterjacken-Sewalong der von Lucy und Karin auf dem Me Made Mittwoch Blog betreut wird.


Einen ganz besonders tollen Service gibt es bei diesem Sewalong auch noch mit dazu: Die  folgenden Terminen werden jeweils noch um thematisch passende Tutorials ergänzt. Na, das nenne ich mal einen Superservice. An dieser Stelle schon einmal vielen Dank an die beiden Damen!

Hier der Vollständigkeit halber der komplette Zeitplan:
  • 4.10. - Schnitt und Stoffvorstellung. Tutorial: Schulterpolster 
  • 18.10. - Erster Zwischenstand. Tutorial: Reverskragen
  • 1.11. - Zweiter Zwischenstand: Wie bekomme ich meinen Mantel zu? Tutorial:  Paspelknopflöcher
  • 15.11. - Endspurt: Nur noch ein paar Kleinigkeiten! Tutorial: Füttern 
  • 29.11. - Finale: Jetzt kann der Winter kommen! 
Da Mäntel zu meinen liebsten Nähprojekten gehören, brauche ich normalerweise keinen extra Anstoß dafür, aber zusammen näht es sich doch immer gleich viel netter! Außerdem möchte ich bei meinem Mantel erstmalig auch Thinsulate mit verarbeiten, da das Obermaterial nicht so superdick ist und hoffe hier auf Euren Rat, falls es damit Schwierigkeiten geben sollte. Im letztjährigen Herbstjacken-Sewalong konnte ich bereits diverse Mäntel mit diesem wärmedämmendem Innenfutter bewundern und denke daher, dass ich hier vielleicht von Euren Erfahrungen aus dem letzten Jahr profitieren kann. Vor dem Nähen werde ich mir natürlich erst noch einmal alle entsprechenden Posts aus dem letzten Jahr zu Gemüte führen.

So, was plane ich denn nun für meinen eigenen Mantel?
Der Stoff steht schon fest. Bereits seit einigen Jahren habe ich einen sehr schönen schwarzen Bouclestoff mit ein wenig Silberglitzer in meinem Stofflager liegen. Der hat es nun endlich verdient, an die Luft zu kommen.


Leider ist es mir nicht gelungen, die Farben auch nur annähernd korrekt zu fotografieren. Der Untergrund ist wirklich richtig schwarz (und nicht dunkelgrau wie auf dem Foto). Was hier als weisse Pünktchen erscheint, sind in Wirklichkeit silbern hervorblitzende Lurexfäden.

Aufgrund des sehr speziellen Stoffes wollte ich gern einen möglichst schlichten Schnitt verwenden. Netterweise hat Lucy in ihrem gestrigen Post bereits auf einen sehr schönen Schnitt verwiesen:

Nr. 128 aus der August Burda 2014


Wie immer, ist der Mantel um den es geht auf dem Foto nicht wirklich gut abgebildet, dafür aber die hässlichen Sandalen. Ja klar, ich trage im Herbst/ Winter auch immer offene Sandalen und Socken zum Wollmantel...

Etwas mehr ist da schon auf der Schnittzeichnung zu erkennen:



Allerdings finde ich die Lösung des Gehschlitzes auf der Rückseite nicht wirklich gelungen, das müsste ich also ändern.

Deutlich besser als das Foto der Burda gefällt mir da schon das Bild von Claudia, die sich den Mantel bereits genäht hat. Da kann man doch einmal wirklich etwas erkennen und ich finde, der Mantel sieht an ihr sehr glamourös aus.

Gegen diesen Schnitt spricht allerdings die Tatsache, dass Burda bei meiner Größe einen Stoffverbrauch von 2,45 Meter angibt. Ich habe allerdings nur zwei Meter. Ich könnte diese Menge allerdings strecken, indem ich einen schwarz-weissen, karierten Glitzerboucle dazu kombiniere, von dem ein Meter in meinem Lager liegt:


Bei diesem Boucle wurden unterschiedliche schwarze Fasern verwendet und eine Sorte glitzert etwas.

Ein kleines bischen tendiere ich allerdings zu einem anderen Burdaschnitt, für den der schwarze Boucle reichen müsste:

Nr. 111 aus der August Burda 2010


Auch wieder nackte Beine und offene Schuhe tzzz...


Ein sehr schöner, klassischer schmaler Schnitt, den man eigentlich zu allem tragen kann. Nachteil bei diesem Mantel: Er sitzt deutlich körpernäher als der erste und im Winter ist es eigentlich schön mehr Platz im Mantel zu haben, um diverse wärmende Schichten übereinander tragen zu können.

Daher meine Frage an Euch: Wie ist es denn mit dem Wärmeeffekt durch die Nutzung von Thinsulate, macht das wirklich einen großen Unterschied?

So, nachdem ich gleich meinen Post beim Stelldichein der übrigen Winterjacken-/ mäntel - Näherinnen verlinkt habe, werde ich erst einmal eine Exceltabelle anlegen, um die Termine der diversen Sewalongs zu sortieren, damit ich nicht vollends den Überblick verliere ;o)

The Secrets of Sewing Lingerie

Samstag, 19. September 2015

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Auch wenn ich den letzten Post zum BH Sew Along geschlabbert habe - hüstel - bin ich doch immer noch am Thema dran und werde meine bisherigen Ergebnisse in der nächsten Runde zeigen.

Heute möchte ich Euch ein (wie ich finde) wunderbares Buch zum Thema vorstellem:

The Secrets of Sewing Lingerie

ISBN 978 0 85783 237 5 

Da es sich um ein britisches Buch handelt, gilt hier die Buchpreisbindung nicht. Ich habe es für den Preis von 19,10 € gekauft. Vielleicht findet Ihr es auch irgendwo noch günstiger.

Bei den Modellen in diesem Buch handelt es sich übrigens nicht um die klassische "Brot und Butter Unterwäsche" für jeden Tag, sondern um eher exklusive Wäsche, wobei dies natürlich auch davon abhängt aus welchen Materialien man sie nacharbeitet.

Falls jemand Tipps hat, wie man frau flatterige Frenchknickers im Winter unter eine warme Strumpfhose prickelt, ohne dass sie zu einem knubbeligen Stoffklumpen zusammenkrumpeln, wäre ich dafür dankbar ;o)

So nun aber zum Buch, dass mir nicht nur aufgrund der nachzuarbeitenden Modelle sondern auch wegen der sehr schönen Aufmachung gut gefällt.

  
Direkt neben dem Inhaltsverzeichnis sieht man bereits den ersten "Hauch von Nichts":


Dann folgt zum Einstieg ein etwas rustikaleres Exemplar in Form eines schlichten Baumwollslips:


Natürlich wie bei allen Modellen mit bebilderter Anleitung:


Ich bin ganz verliebt in das entzückende Layout:


Alles ganz liebevoll gemacht:


Enthalten sind auch Strings in verschiedenen Variationen:

  


Sehr sehr hübsch, allerdings nicht für mich geeignet, denn so ein permanent zwischen den Pobacken schubbernder Stoffstreifen, würde mich nach kurzer Zeit in den Wahnsinn treiben...
Für alle, die sich daran nicht stören, finde ich sie wirklich wunderschön.

Auch den klassischen Slip gibt es in einer zarten Tüllversion und mit einer Anleitung wie man die Pünktchen aufsticken kann:



Es werden diverse selbst anzufertigende Stoffschleifchen zur Dekoration der Dessous gezeigt:


Natürlich sind auch  die schönen, nostalgischen French Knickers enthalten:


Auf Wunsch auch mit dem persönlichen Monogramm zu besticken:


Neben schönen Einzelstücken können auch Dessous Sets genäht werden z. B.:

 


Jetzt wird es ganz besonders nostalgisch, denn es können auch Höschen mit integrierten Strrumpfhaltern genäht werden, natürlich mit passendem BH:


Stumpfgürtel:


Einzelne Strumpfhalter:


Im Buch wird vorgeschlagen, so ein edles Stück z.B. als Geschenk für die Hochzeit der besten Freundin zu nähen, nette Idee


Auch enthalten sind im Buch die üblichen Geschenke wie Schlafbrille oder Dessous-Täschchen für die Reise.

Zu allen vorgestellten Modellen gibt es wie bereits weiter oben erwähnt die entsprechenden Erläuterungen mit aussagekräftigen Zeichnungen.


Sehr angetan bin ich persönlich auch von einer Anleitung für BH-Verschlüsse, die sonst meist über Spezial-Onlinehändler bestellt werden müssen. An und für sich ist das kein Problem, aber wenn gerade kein Verschluß in genau der gesuchten Farbe vorhanden ist kann das schon lästig sein. Zudem finde ich es auch sehr angenehm so viel wie möglich selbst mit Bordmitteln herstellen zu können und nicht immer auf Spezialzubehör angewiesen zu sein.


Die Größen beginnen bei einem Brustumfang von 81cm und reichen bis zu 106 cm.
Bei der Hüfte sind es auch 81 cm bis 106 cm. Also keine riesige Größenbandbreite. Ich denke zumindest bei den Oberteilen würde bei mehr als Körbchengröße B auch die Statik Probleme bereiten, da weder Bügel noch allzubreite Gummis oder Laminat in den Schnittmustern vorgesehen sind.

Mein Fazit: Trotz keiner allzu großen Größenauswahl ein tolles Buch und vielleicht gibt es ja doch auch einige unter Euch die sich mit einem spitzenbepuschelten String ins Büro setzen möchten ;o)


Vivienne Westwood Sew Along

Donnerstag, 17. September 2015

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Schon lang habe ich mich auf den Vivienne Westwood Sew Along gefreut, der vor einigen  Tagen bei Claudia von Bunte Kleider und Sybilles Büro für schöne Dinge gestartet ist.


Vivienne Westwood mag ich sehr. Gut, mit den Stücken aus ihrer Punkära konnte ich nicht wirklich viel anfangen. Das ganze Thema Punk, wie es damals in den Siebzigern von der Insel zu uns herüberschwappte war für mich doch in erster  Linie eine Art Mode mit der ich nicht viel anfangen konnte. Sosehr ich aus heutiger Sicht auch die britischen Jugendlichen die in den 50ern und frühen 60ern geboren worden sind in ihrer Rebellion verstehen kann, so fand ich es doch eher wenig originell, wenn ich in den späten 70ern und frühen 80ern die vermeintlich rebellischen Punks in meiner damaligen Heimatstadt Duisburg gesehen habe.
Na gut, sie waren mir zumindest sympathischer als die zu der Zeit auch allgegenwärtigen Popper oder Skins.

Als Designerin habe ich Vivienne Westwood dann erst so ab Mitte der 80er wahrgenommen. Dafür hat sie dann bei mir aber auch für große Begeisterung gesorgt. Ich kann moch noch sehr gut an die Phase der New Romantics erinnern und denke ganz nostalgisch gestimmt noch an meine weißen Spitzenunterröcke zurück, die ich mit selbstgestrickten Pullovern, Wollstrumpfhosen und flachen Robin Hood Stiefelchen getrragen habe - hachz
Übrigens, erinnert sich noch jemand an die wunderbaren Strickmuster die es in den 80ern in der Brigitte gab? Zum Beispiel diesen tollen dunkelblauen Pullover mit buntem Norwergermuster und Noppen (den meine große (!) Schwester heimlich aus meinem Kleiderschrank gemopst und dann nach einem Discoabend mit einem Brandloch im Ärmel versehen wieder zurückgelegt hat...)? Wie habe ich den geliebt! 

Äh, ich schweife ab. Vivienne Westwood hat mich dann Jahr für Jahr mehr begeistert. Ich finde insbesondere ihre Kombination von sehr traditionellen Stoffen mit völlig neuartigen Schnittmustern toll, für die sie in den 90ern bekannt wurde.

Insgesamt geht es mir bis heute bei ihren Kollektionen so, dass ich bei einigen Stücken denke: "Öh, hmmm" während mich andere wiederum völlig begeistern.

Hier eine kleine Zusammenstellung auf meinem Pinboard.

Der aufmerksamen Beobachterin wird auffallen, dass sich dort auch einige Bilder des Schnittmuster Labels Oki Style befinden. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei Frau Nahtzugabe bedanken, die vor einigen Monaten in einer ihrer Schnittmusterparaden dieses Label vorstellte - eine echte Entdeckung für mich. 

Diese Schnittmuster finde ich einfach ideal für einen von Vivienne Westwood inspirierten Sew Along. Einer meiner Favoriten ist z.B. diese tolle Jacke


 Aus einem schönen spießigen Karowollstoff in gedeckten Herbstfarben, müsste sie ganz wunderbar aussehen. Dazu dann noch ein schmaler, knielanger Rock und eine weisse Bluse? Heissa, wird das ein Spaß beim Zuschnitt der Jacke ;o)

Was ich an Vivienne Westwood schätze ist auch ihre wunderbare Exzentrizität und die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen völlig unbeeinduckt von ihrem großen Erfolg immer noch täglich mit ihrem Fahrrädchen durch London in ihr Atelier radelt.

Auch wenn sie selbst der gelebte Gegensatz ist: Auf der einen Seite engagierte Kämpferin für Klima und Umwelt auf der anderen Seite jettet sie mit ihrem Team quer durch die Welt um ihre Kollektionen vorzustellen - nobody is perfekt. Für solche schrägen Vögel wie sie, hatte ich immer schon eine große Vorliebe. 

In ihrem Auftaktpost zu diesem Sew Along hat Sybille dankenswerter Weise viele Hintergrundinformationen zusammengestellt, falls jemand noch Infobedarf zum Werk und Werdegang vom Mrs. Westwood hat.  Sehr interessant für alle, die sich erst jetzt näher mit dieser Designerin - die eine Autodidaktin ist - beschäftigen.

Zum Abschluß möchte ich allerdings auch noch einen Link einfügen zu einer Einladung zum Tee für Vivienne und ihren Mann Andreas, durch eine sehr äh spezielle Persönlichkeit.

Die gesammelten westwoodifizierten Teilnehmerinnen treffen sich übrigens hier.

Es geht auch anders...

Sonntag, 6. September 2015

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In den letzten Wochen und Monaten war in den Medien viel zu hören über die Situation der Flüchtlinge, die nach oftmals langer Odyssee europäischen Boden erreichen, oder auf dem Weg zu uns, egal ob auf dem Meer oder dem Landweg ihr Leben verloren haben.
Viele Blogger haben bereits ihrem Entsetzen darüber Luft gemacht, wie wenig Hilfsbereitschaft einige der europäischen Staaten gezeigt haben und wie entsetzt sie selbst darüber sind, wie menschenfeindlich viele der so genannten besorgten Bürger in ihrem eigenen Land sich zeigen.

Lange habe ich gezögert, selbst etwas zu diesem Thema zu schreiben, da ich mich schwer tue, in Massenentrüstungen im Netz einzustimmen, auch wenn sie in den meisten Fällen gut gemeint sind.

Die permanente Berichterstattung über ewig Gestrige, neue Nazis, besorgte Biedermänner und allgemeine Fremdenfeindlichkeit haben natürlich auch mich nicht kalt gelassen. Aber ich wollte verhindern, solchen negativen Menschen auch auf meinem Blog noch Platz einzuräumen.

Umso mehr freut es mich, statt dessen über positive Beispiele und große Hilfsbereitschaft schreiben zu können.
Auch bei mir sind Tränen geflossen, als ich in den Nachrichten von der überwältigenden Hilfsbereitschaft gehört habe, mit der die über Ungarn eingereisten Flüchtlinge in unserem Land aufgenommen worden sind. Zu hören wie nicht nur aber zum Beispiel auch in Dortmund viele Hundert Menschen sich sofort aufgemacht haben, um am Bahnhof die Züge mit den ankommenden Menschen, die einen langen angstvollen Weg hinter sich haben, willkommen zu heißen, macht mich dankbar und glücklich.
Egal ob sie Spenden mitbringen konnten oder nur ihren guten Willen und ihre Hände um mit anzupacken und zu helfen.

Wie schön ist es, Transparente zu lesen, auf denen ein großes Willkommen steht, statt der sonst schon zu oft gesehenen menschenfeindlichen Parolen.
Diese spontane Hilge macht mir Mut daran zu glauben, dass die Mehrheit der Menschen in unserem Land für Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft steht.

Flüchtlinge sind keine anonyme Masse, auch wenn merkwürdige Wortschöpfungen wie "Flüchtlingsströme" (die uns überfuten) das gern suggerieren und damit Ängste schaffen.

Jeder Mensch, der gezwungen wird, seine Heimat zu verlassen um sich und seine Familie vor Krieg und Not zu retten, hat unserer Hilfe verdient.

Vor 70 Jahren, nach dem zweiten Weltkrieg waren viele Millionen Menschen in Deutschland gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Unter ihnen auch meine Mutter die (Jahrgang 1928) mit 17 Jahren vor der russischen Armee aus ihrer ehemaligen Heimat Pommern flüchten musste.
Wie die meisten Menschen die ihr Schicksal teilten, viel es ihr sehr schwer darüber zu reden, was sie erlebt hat und nur selten war sie bereit und in der Lage über die ihre Erlebnisse aus dieser Zeit zu zu sprechen.

Worüber sie aber sprechen konnte war die tiefe Ablehnung mit der sie und viele andere Flüchtlinge im restlichen Teil Deutschlands empfangen worden sind. Man hätte eigentlich denken sollen, nach dem Grauen des Krieges würden die Menschen zusammen halten und sich gegenseitig helfen, aber auch damals waren sich viele selbst der Nächste und hatten wenig  übrig für Menschen in Not, die Lebensmittel, einen Schlafplatz und Hilfe für den Aufbau einer neuen Existenz brauchen. Gut damals war die wirtschaftliche Situation im ganzen Land katastrophal, das mag für viele als Entschuldigung gelten.

Heute ist es anders. Wir leben in einem reichen Land und uns geht es gut. Wir können alle helfen - selbst wenn es nur ein freundliches Willkommenslächeln ist oder eine Hand die mit anpackt. Wir haben ein Dach über dem Kopf (egal ob die Wohnung darunter groß oder klein ist). Wir haben genug zu essen und genug Kleidung.

Nach spontaner Begeisterung und Hilfsbereitschaft folgt aber auch oftmals Katzenjammer, wenn wir in unserer eigenen Bequemlichkeit eingeschränkt werden und uns an neue Umstände gewöhnen müssen. So war es auch nach dem Fall der Mauer und der deutschen Wiedervereinigung. Anfangs in den ersten Wochen nach dem Mauerfall lagen sich die Menschen aus Ost und West in den Armen. Nach einiger Zeit folgte dann aber auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze eine latente Unzufriedenheit mit der Situation - "Schuld" waren natürlich immer die jeweils Anderen...

Die Einwanderung vieler neuer Menschen in unser Land, wird auch unser Leben nachhaltig verändern. Wir wissen noch nicht wie. Aber eins ist sicher: Je mehr wir selbst auf die Menschen die zu uns kommen zugehen und sie freundlich aufnehmen und unterstützen, umso mehr profitieren wir alle davon. 

Daher möchte auch ich an dieser Stelle auf die Aktion #bloggerfürflüchtlinge hinweisen:






Unser Land wird sich in den nächsten Jahren verändern. Ob es sich zum positiven verändert liegt an uns Allen. Wir können selbst etwas dazu beitragen und mit anpacken!