Wie auf den Blogs von Karin und Susi nachzulesen, findet im November ein Nähbloggerinnen-Treffen in Köln statt. Wie ich gehört habe, trudeln schon fleissig Anmeldungen ein. Prima - wir freuen uns sehr auf Euch!
Ein besonderes Highlight stellt für mich der Programmpunkt am Sonntag den 15.11. dar:
Die Spezialführung für uns im Museum für Angewandte Kunst durch die Ausstellung
Daher möchte ich heute schon einen kleinen Blick hinter die Kulissen dieser Ausstellung geben. Natürlich nicht nur für Teilnehmerinnen des Bloggertreffens sondern auch für alle anderen Interessierten, die sich schon auf die Ausstellung freuen.
Unter dem obigen Link gibt es nähere Hinweise zu den Exponaten. In meinem Post geht es heute um jenen Teil einer Modeausstellung der kaum Beachtung findet, aber dafür umso wichtiger ist.
Am 17. Mai, hatte ich die Gelegenheit im Rahmen des Kölner Museumsfestes an einer Restauratorenführung mit Demonstration teilzunehmen, die sehr engagiert und kompetent von den beiden Dipl. Restauratorinnen Elke Beck und Katharina Sossour durchgeführt wurde. Sie haben uns in die Geheimnisse der Herstellung der Puppen eingeweiht, auf denen die Kleidungsstücke im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden und auch all unsere neugierigen Fragen zur Ausstellung selbst beantwortet.
Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber bisher habe ich selbst eigentlich nie einen Gedanken an das Thema Puppen verschwendet. Wahrscheinlich bin ich davon ausgegangen, dass in jedem Museum mit entsprechender Sammlung auch immer irgendwo Puppen im Lager herumstehen, die dann jeweils für die entsprechenden Ausstellung wieder hervorgeholt werden. Aber natürtlich ist es bei weitem nicht so einfach, wie ich es mir in meiner Naivität vorgestellt habe. Für jedes Kleidungsstück muss eine individuell angepasste Puppe erstellt werden!
Für die Qualität einiger der folgenden Fotos muss ich mich entschuldigen, ich habe teilweise laminierte Bilder die zur Demonstration dienten abfotografiert, wodurch es unschöne Spiegelungen gibt.
Hier sehen wir den ersten Schritt, wie in einer externen Spezialwerkstatt ein Puppenrohling erstellt wird.
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
So sieht dann der Rohling aus, der im Museum angeliefert wird:
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
An die Figur einer "echten Frau" erinnert dieser Rohling noch nicht, da jetzt erst die Arbeit der Restauratorinnen beginnt.
Der Rohlinge bildet nur den Kern, auf dem die eigentlichen Puppen geformt werden. Zur besseren Ablösbarkeit der späteren Puppen vom Kern, wird dieser komplett mit Folie umwickelt..
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Hier ein fertig mit Folie bezogener Rohling:
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Dann erfolgt die Hauptarbeit: Die in Folie gehüllten Rohlinge werden in mühevoller Handarbeit mit feinen Streifen eines speziellen säurefreien Papiers überzogen. Dafür wird ein selbstangerührter Kleister genutzt. Schicht auf Schicht werden bei diesem Vorgang die
benötigten Maße für die Puppe herausgearbeitet. Da alle diese Lagen gut durchtrocknen müssen, werden pro Puppe ca. 3 - 4 Tage benötigt - trotz teilweisen Trockenföhnens der einzelnen Lagen. Nicht zu vergessen: Jedes Ausstellungsstück benötigt wirklich auch eine individiduelle Puppe
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Hier sehen wir eine der beiden Restauratorinnen bei der Arbeit inmitten von Puppen in unterschiedlichen Fertigstellungsstadien:
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Wenn die gewünschte Endform erreicht und alles gut durchgetrocknet ist, wird die Form aufgeschnitten und vorsichtig vom Kern gelöst. Anschließend wird die Papierform von innen mit Schaumstoff stabilisiert und auf den Ständer montiert.
Was das wohl werden soll? Richtig - das sollen Arme werden. Das Innere der Arme besteht aus simplen Schaumstoffröhren aus dem Baumarkt, die mit Vlies umwickelt werden.
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Hier kann man eine fertige Puppe mit Armen sehen
© Museum für Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
Insgesamt also eine unglaublich aufwändige Herstellung von Puppen - die hinterher kaum jemand beachtet. Ab jetzt sehe ich die Puppen bei Modeaustellungen mit ganz anderen Augen und weiß auch die Mühe zu würdigen, die sich die Restauratoren/ Innen im Vorfeld der Ausstellung machen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die auszustellenden Kleider auch noch teilweise aufgearbeitet werden müssen, kann man nachvollziehen, warum die Vorbereitung solch einer Ausstellung (je nach Umfang) mehrere Jahre betragen kann.
Wir durften uns auch bereits drei der Exponate der späteren Ausstellung aus der Nähe anschauen. Von den ersten beiden hab ich leider keine Fotos:
1. Ein Sommerkleid aus Neopren mit ostasiatischem Muster, Opening Ceremony, Prêt-à-porter, Frühjahr/Sommer-Kollektion 2014
2. Ein Gucci-Seidenkleid aus der Frühling/Sommerkollektion 2007 - Ein Traum aus unterschiedlichen, farbigen Einsätzen
Vom dritten Kleidungsstück habe ich aber Fotos mitgebracht:
Wollkostüm mit Fuchspelzbesatz, Valentino, Prêt-à-porter, Anfang
der 1980er Jahre, MAKK (Inv. Nr. P 1010 a-b) © Museum für
Angewandte Kunst Köln / Foto: Antje Linke
So jetzt gehen wir einmal auf die Suche nach den Abnähern im Oberteil der Jacke:
Wollkostüm mit Fuchspelzbesatz, Valentino, Prêt-à-porter, Anfang der 1980er
Jahre, MAKK (Inv. Nr. P 1010 a-b) © Museum für Angewandte Kunst Köln
/ Foto: Antje Linke
...und finden keine. Statt mit Abnähern wurden die Anpassungen mit Hilfe von kaum sichtbar eingesetzten Seitenteilen vorgenommen und das Karomuster erscheint somit wie aus einem Guß.
Ich hoffe, mit diesem kleinen Blick hinter die Kulissen, konnte ich noch ein bischen mehr die Vorfreude auf die Ausstellung steigern. Jedenfalls freue ich selbst mich schon sehr darauf. Am 19. September geht es los bis zum 16. Februar 2016.
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