Casting Rückblick

Montag, 2. November 2015

in
Nachdem sowohl Miriam als auch Kitty Koma als "Nichtkandidatinnen" von ihren Castingerfahrungen im Vorfeld zur morgen beginnenden Sendung Geschickt eingefädelt berichtet haben, möchte ich nun auch meinen Senf dazugeben meine Erfahrungen mitteilen.



Die britische Originalsendung gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl ich in diesem Jahr die Aufgaben/ Zeitvorgaben teilweise schon etwas grenzwertig fand. Ich bitte Euch: In 90 Minuten aus einem Taucheranzug ein tragbares Outfit zaubern...
Aber insgesamt bleibe ich dabe, es ist ein tolles Format. Daher habe ich mir die bisherigen Staffeln auch mit Begeisterung angesehen, mit den Kandidaten mitgefiebert und bin manchmal in Schnappatmung verfallen, wenn die Zeit knapp wurde und noch viele Nähte zu steppen waren. Daher wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, mich für die Teilnahme an der deutschen Ausgabe zu bewerben, da ich der Meinung war, dass ich zum einen nicht schnell genug nähe und sicherlich auch nicht perfekt genug sei.

Ich denke dabei zum Beispiel an die grandiose Chinelo Bally. Daneben komme ich mir vor wie jemand, der seine Werke mit den Füßen näht. Ohne Schnittmuster direkt den Stoff zuschneiden und dann sitzt alles perfekt! Never ever kriege ich so etwas hin.

Umso überraschter war ich dann, als ich im letzten Sommer von der Produktionsgesellschaft angemailt und gefragt wurde, ob ich nicht eine Bewerbung schicken wollte, da ihnen bei der Recherche mein Blog aufgefallen wäre. Ich müsste lügen, wenn ich mich da nicht mächtig gebauchpinselt gefühlt hätte, zumal mein Blog zu der Zeit auch erst wenige Wochen alt war. Außerdem ist es so: Wenn mir andere Menschen etwas zutrauen denke ich immer, dass es dann so schwer nicht sein kann. Also habe ich erst einige Tage darüber nachgedacht und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich ja nichts verlieren kann und außerdem bin ich von Natur aus neugierig und wollte mir dann mal so ein Casting live und in Farbe ansehen.

Zuerst ging auch alles sehr schnell. Sonntag die Unterlagen gemailt dann zack am nächsten Tag bereits das Telefoninterview. Der Termin für das eigentliche Casting wurde dann (wie bereits bei Miriam und Kitty zu lesen) immer weiter nach hinten verschoben.
Da ich in einem großen Unternehmen arbeite und Erfahrung in Projektarbeit habe, finde ich so etwas nicht weiter verwunderlich. Je mehr Menschen an einem Entscheidungsprozess beteiligt sind, um so öfter werden vermeintlich in Beton gegossene Deadlines verschoben und verschoben und verschoben. Warum sollte es beim Fernsehen anders sein?

Nachdem ursprünglich bereits im September gedreht werden sollte, fand dann das Casting zu dem ich eingeladen wurde, erst im November statt. Leider habe ich dort keine bekannten Gesichter unter den anderen Teilnehmerinnen getroffen - Miriam war erst einen Tag nach mir dran.



An einem Freitag im November bin ich also mit meiner Nähmaschine unterem Arm zum Kölner Nähbüro marschiert, wo das Casting stattfand. Genauer gesagt: Der Nähteil fand dort statt, die Interviews wurden in einem anderen Ladenlokal auf der gegenüberliegenden Straßenseite durchgeführt.

Susanne, die Inhaberin des Nähbüros hat uns auch netterweise mit Wasser, Tee und Schokolade versorgt. Das waren übrigens die einzigen Kalorien, die uns an diesem Tage gesponsert wurden. Von hungrigen Praktikanten mit Tabletts voller Brötchen konnten wir nur träumen, Selbstversorgung war angesagt...

Der grobe Ablauf des Castings wurde bereits von Miriam und Kitty beschrieben, daher will ich hier nicht mit einer Wiederholung langweilen. Zu meiner großen Verwunderung habe ich es in der vorgegebenen Zeit tatsächlich geschafft den Tulpenrock zu nähen. Damit hätte ich nicht gerechnet, da ich doch eher pingelig bin und daher nicht so von der schnellen Truppe beim nähen. Insgesamt war das Nähbüro zwar sehr schön doch etwas sehr klein um 5 Personen Platz zum Zuschneiden und Nähen zu bieten. Wie ich auf der Website gesehen habe, ist Susanne mittlerweile in größere Räumlichkeiten gezogen.

Etwas irritierend fand ich, dass meine 4 Mitstreiterinnen der Vormittagsnähgruppe sich so sehr auf das Nähen konzentrierten, dass sie stumm wie die Fische vor der Maschine saßen. Ich selbst neige in solchen Situationen eher dazu, vor mich hinzusabbeln, um die Stimmung aufzulockern und meine eigene Nervosität loszuwerden. Nun ja, dass waren dann eher Selbstgespräche, ich hoffe ich habe die anderen 4 nicht zu sehr gestört ;o)
In der Mittagspause zu der wir uns in ein Café begeben hatten, tauten dann auch die anderen Teilnehmerinnen merklich auf und im Laufe des Tages, haben wir uns alle sehr nett unterhalten.



Neben mir saß während des Testnähens übrigens Katja, die als Kandidatin dabei ist. Keine Frage, ich hätte sie definitiv auch als Kandidatin ausgewählt. Wie ich bezeugen kann, kann sie wirklich gut nähen, ist sehr hübsch und in ihren Cosplay-Kostümen auch eine ausgefallene Erscheinung. Daher war mir auch schon beim ersten Blick klar, dass sie mit Sicherheit dabei ist, wenn sie nur halbwegs gerade nähen kann. Sie kann aber mehr, ich fand ihren Rock jedenfalls sehr gut gelungen.

Wie man sich denken kann, geht es aber nicht in erster Linie nicht darum, perfekt zu nähen. In meiner Gruppe war zum Beispiel eine Frau dabei die uns restliche 4 nähtechnisch ganz locker in die Tasche gesteckt hat, aber trotzdem wusste ich - sie wird nicht dabei sein. Es ging darum ganz bestimmte Typen auszuwählen.

Der Sinn solch einer Sendung liegt ja nun nicht in erster Linie darin uns Zuschauer zu erfreuen, sondern darin das Rahmenprogramm für Werbespots zu bilden. Daher wird gezielt nach Kandidaten gesucht, welche die werberelevanten Zielgruppen dieser Spots ansprechen bzw. mit denen sie sich teilweise identifizieren können.

Meine einzige Sorge vor dem Casting war, dass ich mit der Zielvorgabe nicht klarkommen würde, aber das hat erstaunlicherweise geklappt. Kamerascheu bin ich nicht, daher hat es mich auch nicht gestört, dass während wir nähten, gefilmt wurde. So etwas kann ich vollkommen ausblenden. Außerdem: Wenn ich es für sinnvoll erachte, würde ich auch hütchenschwenkend durch den Raum steppen, ich habe keinerlei Angst mich zum Affen zu machen.

Anstrengend fand ich daher auch nicht die beiden Einzelinterviews am Nachmittag (ein kurzes, bei dem wir jeweils etwas zu unseren genähten Lieblingsstücken sagen sollten und ein ausführliches bei dem wir vom Redakteur befragt wurden) sondern eher die Wartezeiten dazwischen. Der Tag war insgesamt sehr lang und als ich am Abend als vorletzte aus meinem Interview wankte, war ich doch auch ziemlich platt.

Enttäuscht war ich allerdings von der Art und Weise, wie der Tag durchgeführt wurde. Da mir das Thema Organisieren und Durchführen von Veranstaltungen durch meinen Job nicht fremd ist, gehe ich von gewissen Mindeststandards bei Termintreue, Durchführung und ja auch Verpflegung aus. Wenn ich eine Veranstaltung vom Morgen bis zum Abend plane, stelle ich sicher, dass alle Teilnehmer auch mittags etwas zwischen die Zähne bekommen und halte insbesondere zeitliche Vorgaben ein. Diesen Part fand ich beim Casting doch eher umprofessionell was aber wahrscheinlich nicht am ganzen Team das überwiegend sehr nett war, gelegen hat, sondern eher an einer einzelnen planungsverantwortlichen Person. Wie bereits von Miriam beschrieben, war der verantwortliche Producer nicht eben der große Empathiker vor dem  Herrn. Insgesamt hat diese Erfahrung meine Lust tatsächlich teilzunehmen doch deutlich gedämpft, obwohl bei einer Zusage hätte ich sicherlich doch teilgenommen. Schließlich sind drei Woche Berlin nicht zu verachten und bei neuen Herausforderungen kann ich nur schwer nein sagen.

Mein Fazit nach diesem Tag war: 

1. Puh, sehr anstrengend
2. Teufel aber auch, ich kann ja doch schnell nähen wenn es sein muss
3. Nette Mitnäherinnen kennengelernt

Kurz vor Weihnachten kam dann die Info, dass unsere Videos nun fertig geschnitten und zum Sender geschickt worden seien. Das endgültige Feedback habe ich dann erst im Februar bekommen. Ursprünglich sollten wir uns nach dem Casting alle fleissig vorbereiten, dazu bekamen wir dann noch eine Info mit den wichtigsten Techniken die wir draufhaben sollten. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich das nicht gemacht habe, nicht auszudenken, wenn ich mir umsonst Stress gemacht und unnötig alles geübt hätte...

Daher war ich dann auch ein bisschen erleichtert, als im Februar die Info kam, dass ich nicht dabei sein würde. Sonst hätte ich bis Drehbeginn im März wohl noch die Nächte durchgenäht und fummelige Techniken geübt. Als ich dann die diesjährige Staffel der britischen Ausgabe mit den oben bereits erwähnten, teilweise desaströsen Zeitvorgaben sah, wuchs mein Erleichterung noch mehr.

Als ich dann aber in der letzten Woche die Trailer auf der Website von VOX angesehen und von dem tollen Preis gelesen habe, dachte ich mir: Hm, wäre vielleicht doch ganz schön gewesen. 

Jedenfalls ist der Sekt schon kaltgestellt, für den morgigen Start der Staffel, den ich mir gemeinsam mit einigen geneigten Nähnerds des Kölner Sprengel gemeinsam anschauen werde. Natürlich drücke ich für alle mir bekannten aber auch noch unbekannten Kandidaten die Daumen.


10 Kommentare:

  1. Interessanter Einblick, ich bin ja sonst seit ewigen Zeiten fernsehabstinent, werde also morgen auch nichts verfolgen. Kann mir auch nicht vorstellen, dass ich beim Nähen zuschauen will. Mich würden nur die Menschen interessieren ( Ella & Meike sind mir ja ein Begriff ).
    LG
    Astrid

    AntwortenLöschen
  2. Kann mich Frau Astrid Ka nur anschließen...

    Ich bin eine begeisterte, laienhafte Hobbyschneiderin, die, anstatt vor der Glotze zu hocken, lieber des Abends in ihrem Nähstübchen sitzt oder nette Nähblocks durchsurft...

    TV wurde bei mir, aus gääääähnender Langeweile und spontaner Somnolenz heraus, vor über sechs Jahren abgeschafft, der Flatscreen eindeutig ein Fall für Mann und Kinder...

    Nach wochenlangen angestrengten posts an anderer Stelle, glaube ich schon, die Siegerin zu kennen...

    Wenngleich: was ist nochmal schnell der Preis, für welchen man sich derartigen Viechereien aussetzt?

    P.S.: Durch Zufall und wirklich durch Zufall, war ich Kandidatin bei "WWM" und "Das Quiz" und dort stimmte zumindest noch das Catering...grins

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Kizzy,

      der Preis ist eine Reise nach Paris, inklusive Gastaufenthalt an der Modeschule 'École de la chambre syndicale de la couture parisienne'.

      Nicht schlecht, aber das wussten wir zum Zeitpunkt des Castings noch gar nicht. Bei den Briten gab es für die Gewinner jeweils nur einen Blumenstrauss und einen kleinen Pokal...
      Liebe Grüsse
      Antje

      Löschen
  3. Ja, ja, die Abhängigkeit von der Werbung. Ich bin sicher, ein großer Teil der Qualität des Originals liegt daran, dass es für die BBC produziert wurde. Warum hat sich das Bayrische Fernsehn das Format nicht geschnappt, die können so etwas doch auch richtig gut!?
    Liebe Grüße, Stefanie

    AntwortenLöschen
  4. Ich freue mich auf heute Abend und werde mich vor dem Fernseher platzieren. Heute gehört die Flimmerkiste mir - ganz allein und kein DMAX für den Gatten!
    Was ich mir von der Sendung verspreche? Ich weiß es nicht. Nix, kann ich auch nicht sagen, ansonsten würde ich es mir nicht anschauen.
    Beim Bügeln schaue ich gern "Shopping Queen". Leicht verständlich mit einer Brise "netter Boshaftigkeit" (Wirklich - sehr nett und nicht verletzend - jedenfalls zu 99 %.) seitens Herrn Kretschmers. So in etwa stelle ich mir auch die heutige Sendung vor. Natürlich erhoffe ich mir ein paar Insidertipps - allerdings mehr auf die Verarbeitung der Kleidung bezogen als auf die Kandidatinnen.

    Deinen Casting-Bericht fand ich sehr unterhaltsam. Danke für diesen kurzen Einblick ins Showbiz.
    LG Martina

    AntwortenLöschen
  5. so, genau so, nur etwas milder hab ich mir das auch vorgestellt.sei froh,dass du nicht dabei bist- du hast es überhaupt nicht nötig! das ist besser für dich in allen sinnen. kein preis kann so hoch sein, dass du es dir nicht leisten könntest;-)

    AntwortenLöschen
  6. Sehr spannend, Dein Bericht. Vielen Dank dafür! Ich bin sicher mit Deiner fröhlichen und frechen Art wärst Du eine echte Bereichung im Teilnehmerfeld, aber das ganze drum herum um so eine Sendung ist doch weit weg vom echten Leben. ich bin gespannt auf die Sendung mit dem Hintergrund Deines, Miriams und Kitti Komas Berichten kann man das alles noch etwas besser einschätzen. Mal sehen, wie ich zu der Sendung komme - seit mehr als 15 Jahren habe ich keinen Fernseher mehr ;-) LG Kuestensocke

    AntwortenLöschen
  7. Eine Menge Leute den ganzen Tag zu beschäftigen, mit Nähen und zwei Interviews, und dann gibt es nichts zu essen und (eigentlich) auch nicht mal was zu trinken... das finde ich schon, ja, bemerkenswert. Es sei denn, man wollte gleich die Stressresistenz der Aspirantinnen mittesten (ich werde z. B. leicht aggressiv, wenn ich Hunger habe).
    Danke für den sehr interessanten Einblick.

    AntwortenLöschen
  8. Interessanter Bericht - und allein für die Erfahrung, dass es im Notfall auch schnell geht mit dem Nähen, ist es vielleicht doch wert gewesen. Ich hätte dich natürlich auch gerne AUF der Leinwand gesehen, aber mit dir VOR der Leinwand ist ebenso Garant für einen vergnüglichen Abend. Und da wirst du zumindest nicht aus werbestrategischen Gründen weggeschickt...
    Ich freue mich auf die Fortsetzung! LG, Bele

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Antje, vielen Dank für deinen interessanten Blick hinter die Kulissen !!! Ich würde mir die Sendung gerne anschauen, aber...da streikt mein Mann, leider...
    Ganz herzliche Grüsse und ein entspanntes Wochenende, helga

    AntwortenLöschen