MMM 20/2015

Mittwoch, 7. Oktober 2015

in
Schwupp, ist wieder eine Woche rum und es ist somit Zeit für den Me Made Mittwoch.
In dieser Woche bin ich in einem herbstlichen Kleid dabei, das im letzten Jahr im Rahmen des Sew-Alongs "Nix für Lemminge - Märchen"  von Alex entstanden ist. Die Detailangaben zum Kleid sind hier in meinem entsprechenden Finalpost nachzulesen.



Noch ein kleiner Blick auf die Rückseite gefällig?



Meinen heutigen Post möchte ich im übrigen dazu nutzen, noch einige Informationen zum Thema: Wie läuft eigentlich ein Asylverfahren in Deutschland ab zu teilen. Dazu habe ich ein Gespräch mit Frau Dr. Ruppenstrupp-Schwerdtfeger von der nordrhein-westfälischen Erstaufnahmeeinrichtung geführt.

MSK: 

Frau Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger wie funktioniert eigentlich so ein Asylverfahren, an wen muss sich ein Flüchtling bei uns wenden und wer trifft dann die Entscheidung über seinen Verbleib bei uns? 

Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger:

Nun, das ist im Grunde ganz einfach. Verantwortlich für das Asylverfahren ist das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Der Hauptsitz des BAMF ist in Nürnberg, es unterhält allerdings Büros auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtungen. In diesen Büros führt das BAMF das Asylverfahren durch und entscheidet in erster Instanz, ob jemand Asyl erhält oder nicht.
Die Flüchtlinge müssen bei der Anhörung einem Mitarbeiter des BAMF die Gründe für ihren Asylantrag mündlich vortragen. Wenn das Bundesamt einen Asylantrag erhält, entscheidet es zunächst, ob ein Asylverfahren durchgeführt wird. 

MSK:

Das hört sich alles noch ein bisschen theoretisch für mich an. Können Sie so ein Verfahren vielleicht an einem konkreten Fall verdeutlichen?


Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger
Nun, zufälligerweise habe ich hier eine Akte auf dem Tisch liegen, die wir als Beispiel nehmen können. Natürlich kann ich aus Datenschutzgründen hier nicht den vollen Namen nennen, daher müssen wir uns mit den Initialen des Asylanten begnügen.
Wir sprechen hier also von dem Asylantrag eines Herr H. S. aus Bayern.
MSK:
Aus Bayern???
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger
Ganz recht. Nun könnte man zwar meinen Bayern wäre ein sicheres Herkunftsland, aber es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Obwohl, Bayern - ähem...
Also zurück zu unserem Fall. Gehen wir doch einmal kurz in die Anhörung rein, die ich zufälligerweise selbst geführt habe:
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger:
Lieber Herr S. warum mussten Sie denn ihr Heimatland Bayern verlassen?
H.S.:
Ich fühle mich massiv bedroht!
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger:
Ah ja. Wer bedroht Sie denn konkret?
H.S.:
Die ganzen Scheinasylanten vom Balkan. Die fressen uns doch die Haare vom Kopf und stellen eine massive Gefahr für Leib und Leben eines ordentlichen Bayern dar. Da fühlt man sich im eigenen Land doch nicht mehr zuhause! Wir sitzen doch direkt an der Grenze zu Österreich und werden von dort überrannt, die lassen doch alle zu uns herüber.
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger:
Warum möchten sie denn ausgerechnet in Deutschland Asyl beantragen?
H.S.:
Na, bei Ihnen wird doch jeder Flüchtling mit offenen Armen aufgenommen.  Wenn die Leute mit dem Zug ankommen, wird Ihnen von der Bevölkerung ein feierliches Willkommen bereitet:

Sie stellen sich auch auf die Gewohnheiten der Asylanten ein. Also Landestypische Kost. Brezen:

Weißbier:

Schließlich will ich nicht irgendwo leben, wo es nur ausländischen Fraß gibt!
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger:
Äh, also...
H.S.:
Jetzt lassen Sie mich doch erst einmal ausreden, sie sind gleich wieder dran!
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger: 
...
H.S.:
Ihre Bevölkerung gilt auch als äußerst anpassungswillig. Ruckzuck habe ich die auf Vordermann gebracht und ihnen die ordentlichen bayerischen Sitten beigebracht. Das Feiern:

Die Wertschätzung unserer schönen bayerischen Landesfarben...

Die ordentliche Versorgung mit Grundnahrungsmitteln, immer alles Lebensnotwendige dabei:

Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger: 
Herr S. Es freut mich sehr, dass es Ihnen bei uns so gut gefällt. Aber ich benötige von Ihnen noch die Angabe Ihrer beruflichen Qualifikation.
H.S.:
Ministerpräsident des Landes.
Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger: 
Oh hm, das wird nicht so einfach sein, sie damit zu vermitteln...
Da fällt mir noch ein weiteres Problem auf. Wir erwarten von all unseren neuen Mitbürgern natürlich, dass sie die freiheitlich, demokratische Grundordnung akzeptieren. Das bedeutet u. a. gleiches Recht für Alle, unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, sexueller Orientierung...
Tja, lieber Herr S. wenn ich mir da Ihre Äußerungen aus der Vergangenheit so anschaue, sieht es nicht gut für sie aus. Denn wer Andersdenkende oder Minderheiten ausschließen will...
...der kann uns wie diese Girlande gleich:

... den Buckel runterrutschen.
Daher lieber Herr S. müssen wir Ihr Asylgesuch leider ablehnen. Aber keine Sorge. Wir stellen natürlich sicher, dass Sie umgehend per Bus wieder in Ihr Heimatland Bayern verbracht werden. Als zusätzlichen Service haben wir auch noch für nette Reisegefährten gesorgt. Sie werden die Heimreise mit einer ganzen Busladung voller Pegida-Anhänger antreten, die auch ausgewiesen werden. Damit Ihnen dann nicht langweilig wird ist auch für Unterhaltung gesorgt. Wir stellen Ihnen und Ihren Reisegefährten kostenlos ein kurzweiliges Gesellschaftsspiel zur Verfügung, dass Ihnen sicher gefallen wird.
MSK:
Vielen Dank Frau Dr. Ruppenstrupp-Schwertfeger für dieses anschauliche Beispiel. Ich denke, jetzt sind wir alles schon etwas schlauer und sehr dankbar dafür, dass Sie und  Ihre Kollegen Ihre Aufgabe so verantwortungsbewusst ausführen!
Hiermit geben wir ab zum heutigen Me Made Mittwoch, bei dem - garantiert satirefrei - wieder das allwöchentliche Defilee der fröhlichen Hobbyschneiderinnen zu sehen ist.


3 Kommentare:

  1. Ganz schön schräg, aber gelungen. Dich würde ich gerne mal persönlich erleben. Bin nur nicht so kompatibel, was die sonstige Kölner Nähbloggerszene anbelangt....
    LG
    Astrid

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  2. Ähm ja. Wenn das Thema nicht so brisant wäre könnte man ja echt auch mal drüber lachen.
    Was ich soeben auch getan habe.
    Wir hier im Süden wären froh, wenn der H.S. woanders wäre.
    Der G.Ö., der Exchef aus Baden-Württemberg, den haben sie ja in Brüssel aufgenommen.
    Insofern......

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  3. Ja, wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre ... Dazu sagen könnte glaube ich jeder viel. Aber nun zu Deinem Kleid. Ein toller Schnitt finde ich. Habe mir gerade den Artikel angeschaut, in dem Du das Kleid vorstellst. Ja, eine echte Waldfee. Schöne Herbstfarben.
    LG Epilele

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