Versuch macht kluch...

Freitag, 20. Juni 2014

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Momentan arbeite ich wieder an einem Modell mit den Techniken von Nathalie Chanin. Dafür habe ich ein Kleid das ich im letzten Jahr genäht hatte, fein säuberlich wieder aufgetrennt. So sah das Kleid vorher aus:


Es handelte sich (wieder mal...) um ein Kleid nach dem Schnittmuster-Matisse. Dieses Schnittmuster habe häufig verwendet und war nur in zwei Fällen nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Dies ist einer der beiden Fälle. Statt eines runden Ausschnitts wie im Muster vorgehesehen, hatte ich dieses Kleid mit einer Schluppe versehen, was mir auch ganz gut gefällt.


In der Vorder- und Rückansicht fällt der "Störeffekt" nicht so sehr auf. 



In der Seitenansicht wird es schon etwas deutlicher, warum ich dieses Kleid nicht gern getragen habe: Der Schnitt ist sehr weit und das sieht nach meinem Empfinden nur wirklich gut aus, wenn das Kleid aus einem dünnen aber "schwer fallenden " also stark längselastischen Jersey genäht wird. Viskosejersey wäre hier eine gute Wahl.
Bei obigem Kleid habe ich allerdings einen Baumwolljersey verarbeitet der nicht so stark längselastisch ist, wie es bei Viskose häufig vorkommt. Das bedeutet: Er ist nicht so flutschig und zieht sich beim Tragen nicht nach unten. Das ist in den meisten Fällen sehr angenehm aber ausgerechnet bei diesem Schnitt weniger schön. Aus schwer fallenden Materialien ist das Kleid weit, wird aber vom Eigengewicht etwas in die Länge gezogen und umspielt die Figur. Das sieht locker aus aber nicht sackig.

Bei weniger längselastischen Jerseys wie dem obigen wirkt das Kleid meiner Ansicht nach etwas kastig, was mir nicht so gut gefällt. Durch das fehlende Eigengewicht sitzt der Rocksaum auch etwas höher als bei meinenViskosemodellen. Zur Weite des Kleides finde ich das etwas unproportioniert. Auf den Fotos finde ich das Kleid nun nicht wirklich schlimm, aber irgendwie fühle ich mich darin nicht so wohl. Sicherlich kennt Ihr so etwas auch von eigenen Modellen? Sie sehen nicht eigentlich schlimm aus und sind auch handwerklich nicht mißlungen aber irgendwie fühlt Ihr Euch in ihnen nicht wohl?

So, nach langer Vorrede komme ich nun wieder zum Wesentlichen ;o)

Da ich den schönen hellblauen Jersey zu schade fand, um ihm ein trauriges Dasein als Schrankleiche zuzumuten, habe ich das Kleid in fleissiger Feinarbeit wieder aufgetrennt. Ich hatte es mit der Overlock zusammengenäht, was das Trennen etwas langwieriger gemacht hat. Aber glücklicherweise trenne ich gern (wirklich!). Ich mag diese feinfummelige Arbeit. Das hat für mich auch wieder etwas beruhigend, entspannendes  wie Sticken oder ähnliche Tätigkeiten.

Geplant habe ich, das obere Vorder- und Rückenteil zu besticken. Die Ärmel werde ich nicht besticken. Um etwas von der Weite herauszunehmen, habe ich an den Seiten der Oberteile im unteren Bereich jeweils 1,5 cm weggeschnitten (nach oben zu den Armlöchern hin auslaufend). bei den Rockteilen werde ich die Weite so belassen, aber statt zu kräuseln evtl. die Weite in Falten legen. 

Wie ich die Rockteile verlängere werde ich kurzfristig entscheiden. Mir schweben unterschiedliche Versionen vor, wie ich mit unten angesetztem oder mittig eingefügtem (n) dunkelblauem (n) Streifen mehr Länge zugeben könnte.

Hier nun ein Zwischenstand der Stickarbeiten:

Zuerst eine Ansicht des noch unbestickten Vorderteils


Für den unteren Stoff habe ich einen Viskosejersey, der annähernd den gleichen Farbton hatte wie der Oberstoff mit Sprühfarbe bearbeitet, um einen stärkeren Kontrast zum Oberstoff zu erzielen.



Hier noch einmal beide Teile des Vorderteiles nebeneinander:



Mit der Stickerei nach der bewährten Reverse Applique-Technik habe ich beim Rückenteil begonnen. Das Garn ist extrastarkes Polyestergarn in Marineblau das zu den aufgesprühten Farbpartikeln der unteren Stoffschicht passt. Im oberen Bereich habe ich den Oberstoff bereits herausgeschnitten, um den Farbeffekt zu sehen...

 
Das Muster ist wieder per Schablone (günstig auf dem Kölner Creativmarkt vom Anfang des Monats) und Filzstift aufgetragen.

Die Eigenschaften des Materials Viskosejersey, die sich beim Matissekleid als Vorteile erweisen, zeigen sich nun von ihrer etwas zickigen Seite.


Auf der Rückseite kann man es besser erkennen:





Obwohl ich die beiden Stoffschichten ordentlich aufeinander gelegt, alle Kanten mit Heftsticken fixiert und innerhalb des Musters reichlich Stecknadeln verteilt habe, flutscht die untere Stoffschicht wie Hulle. Die gehefteten Seiten werde ich also vor dem Zusammennähen der Teile wieder öffnen, um den überschüssigen Stoff an den Seiten abzuscheiden.

Bei einem anderen Kleidunsstück nach dieser Technik hatte ich zwar auch bereits Baumwolle für den Ober- und Viskose für den Unterstoff verwendet, aber die einzelnen Schnittteile waren kleinteiliger, so dass dieses Problem nur minimal war. Ich hoffe die noch verbleibenden Stoffüberschüsse zwischen den einzelnen Musterteilen werden sich beim Tragen aushängen. Nur das Bügeln wird dann etwas fummeliger...


Was ich gelernt habe:

1. Für Matisse  und ähnliche Kleider besser einen Flutschjersey verwenden.

2. Für Reverse-Applique bei größeren Teilen - sicherheitshalber auf Flutschjersey verzichten.

 

Ich halte Euch auf dem laufenden, wie es mit dem guten Stück weitergeht.
      

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