Mantelfutter-Kurs

Dienstag, 1. November 2016

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In der vergangenen Woche haben wir zu viert einen Abendkurs beim Maßschneider Sebastian Hoofs besucht. Thema war das Erstellen und Einnähen eines Mantelfutters



Da wir nur einen Abend Zeit hatten, konnten wir uns natürlich nur exemplarisch ansehen, wie so etwas funktioniert und nicht alle 4 Futterschnitte erstellen, zuschneiden und Einnähen.

Mein Fazit direkt vorab: Der Kurs war wieder einmal toll! Er hat mir noch ein bisschen besser gefallen, als der Ärmelschlitz-Kurs im Sommer. Wahrscheinlich, weil ich einfach wesentlich mehr Verwendung für Mantelfutter als für Ärmelschlitze habe ;o)

Jetzt aber zu den Details. Wir sollten alle unsere Obermäntel bereits soweit fertignähen, dass als nächster Schritt das Futter käme.

Hier die gesammelten Exemplare:

In Rot: der Mantel von Karin

Sie näht für den Wintermantel Sew-Along auf dem MMM Blog das Modell Clare von Close Case Patterns. Am 06.11. wird sie dort auch noch etwas zum Thema Mantelfutter schreiben. Also: Auf jeden Fall auch ansehen!


Bei dem Mantel aus Denim auf dem nächsten Foto handelt sich um den allseits beliebten Robson Coat von Sewaholic Patterns. Jaja, der Schnitt liegt bei mir auch bereits seit Ewigkeiten herum und wartet darauf genäht zu werden...
Dieses Exemplar ist allerdings nicht von mir sondern von Birgit die (bisher noch "bloglos") den Kurs zusammen mit uns besucht hat. 


Ganz besonders toll finde ich den nächsten Mantel:


Wer den diesjährigen Mantel Sew- Along bisher verfolgt hat, kann sich vielleicht schon denken, von wem er stammt - genau: Frau Overluck näht den Quart Coat von Pauline-Alice. Denn muss ich mir unbedingt auch noch nähen, allerdings mit kleinen Abwandlungen: Ohne Schulterklappen, einreihig und mit etwas längerem Faltenteil - aber sonst - perfekt!

So, jetzt zu dem Mantel, der sich bereits auf den vorherigen Bildern teilweise unverschämt versucht hat, vorzudrängeln:



Es handelt sich um einen Mantel nach meinem Standardschnitt (aus einer Burda Easy Fashion von 2007), den ich bereits 3x genäht habe.
Da ich vor dem Kurs (wie immer) knapp dran war, habe ich mich für ein einfaches Modell entschieden, dass sich flott nähen ließ. Zu meinem Schreck fand ich allerdings bei meiner Suche im heimischen Stoffvorrat keinen Mantelstoff in ausreichender Länge um einen Mantel daraus zu nähen. Also musste ich stückeln. Das Oberteil besteht aus einem Fischgrat in einem Wollmischgewebe und ab der Empirenaht habe ich einen schwarzen scuba-artigen Stoff verwendet, der ein eingeprägtes reliefartiges Muster hat. 

Wer hat sich nicht schon darüber gewundert, warum das Mantelfutter nach dem Einnähen irgendwie komisch zuppelt? Besonders beliebt ist die Variante, bei der das Futter am unteren Saum, den Oberstoff verkruschtelt. Bisher dachte ich immer, dass mein Futterstoff mein Versäubern irgendwie geschrumpft wäre, denn am Zuschnitt konnte es nicht liegen, da ich dabei immer sehr penibel bin. Da oftmals kein separater Futterschnitt in Mantelschnitten enthalten ist, habe ich ihn immer selbst gebastelt, indem ich die Belege vom Oberstoff-Schnittmuster abgezogen und entsprechende Nahtzugaben wieder zugegeben habe. Richtig zufrieden war ich aber selten.

Beim Kurs ist dann der Groschen Cent gefallen: Um unschönes Verziehen zu vermeiden, ist es unbedingt notwendig Unterhalb der Armkugel und im Taillenbereich entsprechende kleine Mehrlängen einzuarbeiten und auch der Armausschnittbereich muss etwas erhöht werden.

Da an der Stelle, wo bei anderen Menschen das räumliche Vorstellungsvermögen sitzt, bei mir irgendwie einige Synapsen weggemendelt wurden, brauche ich in der Regel etwas länger, bis ich solche Schnittänderungen verstehe. Mit einer Engelsgeduld hat Sebastian uns aber alles so oft erklärt, bis selbst ich es begriffen habe. Toll, so kleine Änderungen können so viel bewirken.

Auch meine Technik des Futterabbügelnd war bisher nicht optimal. Habe ich den Mantel doch immer schnöde auf das Bügelbrett gelegt und von der Futterseite her mit Dampf abgebügelt. Der Profi hingegen zieht den Mantel auf eine Schneiderpuppe und dampft ihn von der rechten Seite ab, während er von der linken mit einem Bügelkissen oder Tuch dagegen hält.


Übrigens, bevor eine Änderung am Schnitt vorgenommen bzw. ein neues Futterschnittteil erstellt wird, muss natürlich das Papier gebügelt werden, damit alles auch schön ordentlich und genau wird (und ich dachte bisher immer, ich wäre pingelig...)


Wie bereits erwähnt, reichte die Zeit nicht um unsere Futter zuzuschneiden und zu nähen. Um zu zeigen wie ein perfekt eingenähtes Futter aussieht, durften wir uns ein aktuelles Werkstück des Maestros ansehen:


Das nenne ich wirklich mal perfekt! An allen Besätzen ist ein Schrägband angenäht und erst daran wird dann mit der Hand das Futter genäht. Nicht einstaffiert, wie ich es bisher immer gemacht habe sondern "durchgepunktet" wie der Fachmann sagt. Auf der Oberseite sieht man nur die kleinen Punkte des Garns, die längeren Stiche sind dann unter dem Schrägband.
ich bin begeistert und werde diese Technik bei meinem Mantel ausprobieren.

Natürlich muss man ein Futter nicht mit der Hand einnähen. Es geht sicher auch prima mit der Maschine, aber ich mag es halt lieber so. 

Gehört zwar nicht zum Thema Futter, möchte ich Euch aber nicht vorenthalten. Hier die Oberseite der obigen Jacke: Wenn das mal nicht eine wunderschöne Paspeltasche ist!



Obwohl unsere Mäntel alle ohne Futterschlitz auskommen, hat Sebastian uns netterweise noch die Schlitzverarbeitung an ein einem Dummieschlitz gezeigt.

Oberstoff-Oberseite


Oberstoff auf der linken Seite:


Futterstoff von der rechten Seite



Nicht wundern, der Probeschlitz auf den Fotos ist ungebügelt. Natürlich sieht er korrekt gebügelt viel schöner aus!

Zu Demonstrationszwecken hatte ich Sebastian beim Nähen des Schlitzes über die Schulter gefilmt, aber leider, weigert sich mein Smartphone aufgrund technischer Probleme diese Filmsequenzen auszuspucken, daher leider nur die obigen Fotos.

Das tolle an so einem Schneideratelier ist neben dem eigentlichen Nähen auch die Tatsache, dass man sich die tollen Materialien anschauen kann. So durften wir z. B. ein wenig in den Futtermuster-Büchern stöbern:





Hachz, einfach schön!

Falls es interessieren sollte: Wir haben für den gut vierstündigen Kurs (inklusive leckerem Abendessen) pro Person nur 55 € bezahlt, das finde ich einen ausgesprochen fairen Kurs. Wir haben so viel gelernt und Sebastian hat uns zu allen Themen immer geduldig Auskunft gegeben. 

Es ist eben doch ein Unterschied, ob man einfach einen Nähkurs besucht oder von einem absoluten Profi lernen darf!

Wir freuen uns bereits jetzt schon auf das nächste Jahr, dann haben wir einen Kurs zum perfekten Shiftdress geplant. 

9 Kommentare:

  1. Liebe Antje, vielen Dank für diesen tollen Blogbeitrag! Ich freue mich sehr zu lesen, dass es dir so viel Spaß gemacht hat!

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  2. Das war sicher sehr lehrreich für euch, themenbezogen hat schon seine Vorteile, wenn man schon einige Erfahrungen hat.
    .....und die Futterstoffe - ein Traum

    lg
    Monika

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  3. Shiftdress! Hier!! Ich!!! - träum ich grade von ...wäre noch ein kleines Plätzchen frei??
    Obwohl - bekomme ich Depressionen in dem Atelier? Sooo perfekt alles...
    Lieben Dank für die Einblicke und viele Grüße,
    Sandra

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  4. Eigentlich bin ich überhaupt kein neidischer Mensch, aber ich beneide euch jetzt doch tatsächlich um den Kurs und die Einblicke bei solch einem Profi.
    Weiterhin viel Erfolg und liebe Grüße
    Karen

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  5. Danke für Deinen kleinen Bericht- das war bestimmt ein toller Kursabend. :)
    Schade, dass dieses Schneideratelier-Kleinod nicht hier im Norden ist...

    Liebe Grüße
    Ute

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  6. Liebe Antje,
    schwammartig aufsaugen möchte man alle Informationen an einem Abend mit Sebastian Hoofs - Danke für Deinen ausführlichen Bericht, der "Futterkurs" klingt wunderbar. Ich bin sehr gespannt auf Eure fertigen Mäntel.
    Herzliche Grüße (seit heute unterwöchig aus dem Süden)
    Tily

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  7. Ich gebe zu, ein Kurs bei Sebastian Hoofs würde mich auch sehr reizen. Bereits bei den "Hobbyschneiderinnen" habe ich den Werdegang von Sebastian verfolgt. Seine Beiträge waren inspirierend und sachkundig. Seine Arbeit live zu bewundern und gleichzeitig zu lernen, stelle ich mir ungeheuer spannend vor.
    LG Martina

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  8. Dann bin ich jetzt mal ziemlich neidisch. Ein Kurs beim Profi, dass ist ja der Wahnsinn. Danke für dein Teilen. So konnte ich ein klein wenig daran teilnehmen. Toll auch das du das Futter fotografiert hast. Ziemlich crasse Sachen dabei. Die Kursgebühr ist ja wirklich ein Schnäppchen.
    Liebe Grüße Birgit

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  9. Sehr cool, an so einem Kurs würde ich auch gerne mal teilnehmen.Checke dann noch schnell die Spritpreise aktuell und mache mich auf die Socken.Grüße Dagmar

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