Modeklassiker selber nähen

Sonntag, 19. Oktober 2014

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Zu meinen schlechten Angewohnten gehört es, dass ich an Gedrucktem (egal ob physisch oder virtuell) nur sehr schwer vorbeigehen kann. Um meine Käufe vor mir selbst zu rechtfertigen, rede ich mir dann ein, dass ich bei Gefallen meine Käufe schließlich hier verbloggen kann, um Euch auch daran teilhaben zu lassen ;o)

So auch bei dem Buch Modeklassiker selber nähen von Burdastyle



Es handelt sich bei dem Buch offensichtlich um die deutsche Version eines Buches, das vom Team der amerikanischen Burdastyle.com Plattform erstellt wurde. Ich gehe mal davon aus, dass die Schnittqualität jener der übliche Burdamodelle entspricht. Für mich bedeutet das z.B. Taille tiefer setzen und Weite aus Rücken und Schultern herausnehmen.

Meine Meinung zum Buch direkt vorab: Ich finde es sowohl für Nähanfänger als auch für Fortgeschrittene (sofern sie nicht bereits Künstler der Schnitttechnik sind) wirklich gut geeignet. 

Insgesamt enthält das Buch 5 Grundschnitte. Diese bilden die Grundlage für alle 19 Modelle, die im Buch enthalten sind. Bei jedem Modell wird genau, bebildert erklärt, wie der jeweilige Grundschnitt für die eigenen Körpermaße abzuwandeln ist. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Zwar besitze ich einige deutlich anspruchsvollere Bücher zum Thema Schnitterstellung, fühle mich von der Informationsflut in diesen Büchern allerdings oft etwas erschlagen.

Die Übersicht zu den Grundschnitten und ihren Abwandlungen findet Ihr hier. Wobei es sich bei den farbigen Abbildungen um die Grundschnitte und bei den weissen um die Abwandlungen handelt.


Auf dem Foto auch erkennbar: Es handelt sich um ein Buch mit Spiralbindung, was ich äußerst praktisch finde, wenn man das Buch bei der Arbeit neben sich auf den Tisch legt.

Im ersten Teil findet sich, wie bei den meisten Nähbüchern eine Anleitung zu den Themen: Maßnehmen, Umgang mit Schnittmustern, Nahtzugaben anzeichnen, notwendiges Zubehör etc.. Darauf gehe ich hier aber nicht näher ein. 

Von den 20ern bis zu den 80ern gibt es für jedes Jahrzehnt ein eigenes Kapitel. Zu Beginn gibt es immer eine kurze Darstellung zu den grundlegenden, modischen Merkmalen jedes Jahrzehnts. Hier ein Beispiel für die 20er:


Ist hübsch gemacht, bietet aber für alle, die sich für das Thema Vintagekleidung vertieft interessieren nichts wirklich Neues. Da das Buch sich aber auch an Anfänger wendet, finde ich es O.K..

Dann folgen die Modelle die das jeweilige Jahrzehnt repräsentieren. 

Für die 20er z.B. das klassische Flapperkleid (nach Grundschnitt 1):


Zu jedem Modell gehört immer eine ausführliche, bebilderte Nähanleitung. Hier ein kleiner Auszug zum Flapperkleid:


Besonders gut gefallen mir die Modelle der 30er: 


Tolle Idee beim Kleid: Es handelt sich hier um ein Trägerkleid. Die "Ärmel" sind ein darüber gelegtes und geknotetes Schultertuch. Wenn man es mit kleinen Druckknöpfen fixiert, wird es sicherlich auch gut halten. Das werde ich mir für den nächsten Sommer vormerken, da ich nicht gern unbeärmelt durch die Gegend laufe.


Das Kleid ist eine Abwandlung von Grundschnitt 3. 

Das Top auf dem nächsten Foto ist eine weitere Abwandlung von Grundschnitt 3 und in meinem Geiste sehe ich bereits ein zusätzliches (gestreiftes Jersey) Sommerkleid vor mir, bei dem ich das Top mit einem Rockteil von moderater Weite verlänge. 


 Hier seht Ihr einen Auszug, der Abwandlung von Grundschnitt 3 zum Top.

 
Alles sehr ausführlich und verständlich gemacht.

Die einzige wirkliche Enttäuschung gab es für mich im Kapitel zu den 40er Jahren. Das Bild zum Kapitelanfang war noch sehr vielversprechend:


Bei dem Bild habe ich natürlich einen tollen Kleiderschnitt erwartet. Schließlich sind die 40er neben den 30er Jahren kleidungstechnisch gesehen mein Lieblingsjahrzehnt.
Aber dann kam:


Ein Männerhemd???

Natürlich gönne ich es denn Männern, dass auch für sie etwas dabei ist, aber so ein "stinknormaler" Hemdenschnitt ist als einziges Modell in einem Kapitel über die 40er doch etwas mau. Es gibt noch zwei Abwandlungen dieses Grundmodells (Rüschenhemd und gerade Jacke beide im 60er Kapitel) aber auf diese werde ich hier nicht weiter eingehen. 

Weiter geht es dann mit den 50ern. Kleid mit weitem Rock (Grundschnitt 3):


 Nette Idee für die Fans der 50er der passende Petticoat dazu.


Es folgen dann noch eine Bluse (nach Grundschnitt 3) sowie ein Sommer-Pyjama (nach Grundschnitt 3 und 5):




Die für die 60er vorgesschlagenen Modelle sind dann weniger etwas für mich (und meine persönliche Kurvenlage) da sie vor allem Frauen mit wenig (bis gar keinem) Busen sowie wenig Taille bzw. Hüfte stehen (links Grundschnitt 4, rechts Grundschnitt 1) :


Aber zugegebenermaßen, sind sie typisch für die (2. Hälfte) der 60er Jahre. Für meinen Geschmack hätte noch ein nettes Kleid a la Mad Men dabei sein können...

Mehr Gefallen habe ich dann an dem Hosenmodell für das 60er Kapitel gefunden. Eine Steghose (Grundschnitt 5).

 
Das Kapitel über die 70er enthält ein Abendkleid:





Bei dem Foto dachte ich zuerst: O Schreck! Aber die Schnittzeichnung (Abwandlung von Grundschnitt 3, für die Ärmel gibt es noch ein extra Schnitteil auf dem Bogen) hat mir dann deutlich besser gefallen. Knielang und mit kürzeren Ärmeln aus einem schönen (!) Stoff, könnte das ein hübsches Kleid im Stil der 40er werden.

Weiter in diesem Kapitel enthalten sind noch ein Top und eine Bluse (Abwandlungen von Grundschnitt 4) sowie eine Schlaghose (nach Grundschnitt 5)



Ich vermute übrigens, dass die Hose die das Modell mit dem 30er Jahre Top trägt, auch nach diesem Hosenschnitt genäht wurde. 

Das Kapitel für die 80er enthält 2 Modelle. Ein Kleid und ein Top beide Abwandlungen von Grundschnitt 3.

Da ich bekennenderweise faul bin, wenn es um das Herauskopieren von Schnittmustern geht, gefällt mir die Vielfalt an Modellen, die sich aus einer geringen Anzahl von Grundschnitten abwandeln läßt. Außerdem machen die ausführlichen Anleitungen für die jeweiligen Abwandlungen Lust, auch bei anderen Schnitten noch mehr selbst zu ändern, was die Optik angeht und sich nicht nur auf Passformanpassungen zu beschränken.   

Das Buch habe ich einer Freundin gezeigt, die noch zu den Nähanfängern gehört und auch sie war sehr angetan davon.  Daher kann ich Euch den Kauf empfehlen (natürlich wie immer direkt vor Ort beim Buchhändler Eures  Vertrauens...)
 

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