Vom Windbeutel zum Makrönchen

Donnerstag, 21. August 2014

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Pünktlich zum Beginn der teilweise einstelligen Temperaturen, habe ich am Sonntag ein Upcyclingprojekt fertiggestellt...

Vor einigen Jahren habe ich mir dieses Modell nach einem Schnitt aus der Burda easy fashion (Ausgabe H/W 2006) Schnitt Nr. 6 genäht. Allerdings war mir der ursprünglich vorgesehene, sehr tiefe Ausschnitt deutlich zu ungemütlich (= kalt am Hals) so dass ich einen eng anliegenden runden Halsauschnitt gebastelt habe.

Leider existieren von diesem Kleid nur noch Bilder an der Puppe. Den Namen Windbeutel hat sich das Kleid verdient, weil es bereits am Anfang eher locker saß (was ich durchaus sehr angenehm und tragefreundlich finde) mittlerweile aber eindeutig zu weit geworden war, da ich in den letzten Jahren ein wenig herausgeschrumpft bin.



Etwas problematisch fand ich auch immer die Eigenschaften des Oberteilstoffes. Auf dem Foto sieht es so aus, als ob ich den Stoff (Crinkle-Wollstoff mit Glencheckmuster und eingewebtem Silberfaden) schief zugeschnitten hätte. Dem ist aber nicht so. Der Stoff hat allerdings durch die Crinklestruktur die Eigenschaft, sich sehr stark in sich selbst zu verziehen. Obwohl ich sehr viel Zeit auf passgenaues Zuschneiden und exaktes Nähen verwandt habe, wirkt er am fertigen Kleid in sich etwas schief.


Dieses Problem zeigt sich auch auf der Rückseite. Der Stoff eignet sich also besser für Bereiche die nicht so akkurat liegen müssen. Also hieß es wieder: Raus mit dem Nahttrenner und fröhliches Filetieren!

Der schwarze Stoff hat eingewebte, horizontrale Streifen (die leider auf den Fotos nicht zu erkennen sind) und sollte nun ein neues Leben bekommen. Kombiniert habe ich ihn mit einen Baumwollstoff in einem schwarz/weißen Vichykaro mit aufgestickten Röschen, von dem sich noch ein Rest in meinem Stofflager befunden hat.



Entschieden habe ich mich für ein Schnittmuster, dass ich schon seit langer Zeit ausprobieren wollte:

Macaron von Colette Patterns.

Meine Version sieht nun so aus:


Besonders  gut gefallen mir die Taschen, die in den tiefen Kellerfalten verborgen sind. Natürlich auch wieder aus dem hübschen Vichykarostoff genäht.



Die Rückansicht:


Das -chen bei der Bezeichnung Makrönchen, rührt übrigens daher, dass dieses Kleid gefühlt doch ziemlich spack an mir sitzt. Es soll im Oberkörperbereich zwar körpernah sitzen, aber ich brauche offensichtlich immer ein bischen mehr Luft zwischen mir und meinen Kleidungsstücken als üblich ist, darum werde ich die Seiten wohl noch einmal auftrennen und etwas aus den Nahtzugaben herauslassen. Optisch gefällt es mir ansonsten sehr gut.

Mein Fazit zu diesem Modell:

Der Schnitt ist toll, ich hätte ihn nur direkt eine Nummer größer zuschneiden sollen (also 10 statt der von mir gewählten Größe 8)

Warum der Reißverschluß in die Seitennaht gelegt wurde, ist mir allerdings nicht klar. Bei einer weiteren Version würde ich ihn eindeutig in den Rücken verlegen, da das An- und Ausziehen dann deutlich einfacher und bequemer wird, zumal der Ausschnitt am Hals eng anliegt und so die Gefahr von Make up Flecken doch groß ist...  Es ist zwar keine mittlere Rückennaht vorgesehen, bei meiner Version musste ich aber im Rockteil eine einbauen, da ich bei dem Ursprungskleid auch eine hatte und somit den Stoff nicht im Stoffbruch sondern mit einer Mittelnaht zuschneiden musste.

Auch die Länge würde ich noch etwas anpassen. Obwohl ich sowohl im Oberteil (wegen meiner etwas tiefer liegenden Taille) 2 cm und auch im Rockteil noch ordentlich etwas zugegeben habe, ist die Gesamtlänge doch recht kurz. Um keinen cm der Länge zu opfern, habe ich daher den Saum nicht wie üblich auf der Innenseite mit der Hand umgenäht, sondern mit einem schwarz/ weiß karierten Schrägband eingefasst.

Als letzte Änderung würde ich in einer weiteren Version  lange Ärmel ansetzen, dann wäre es auch im Herbst/ Winter gut tragbar.

Die tollen ausführlichen Beschreibungen in den Heftchen, die zu den Colette Schnittmustern gehören sind mittlerweile ja bekannt und ich finde sie wirklich sehr liebevoll gemacht.


Da es mir so kurz beärmelt, momentan eindeutig zu kalt ist, kombiniere ich das Kleid mit einem Strickjäckchen, das ich bereits in diesem Post vorgestellt hatte.


Auf meinen Bildern versuche ich immer möglichst viel von der mit fotografierten Umgebung wegzuschneiden, damit diese nicht von den Kleidungsstücken ablenkt. Manchmal blitzt aber auf einigen Bildern doch noch ein Eckchen von einem Wandregal hervor, auf dem einige Familienfotos stehen.

Auf einem ist eine hübsche junge Frau abgebildet, die ich Euch heute gern vorstellen möchte:


Die Frau die mir das Nähen beigebracht und die Freude daran vermittelt hat: Meine Mutter!  

Leider ist sie bereits vor 17 Jahren verstorben, aber trotzdem an dieser Stelle noch einmal: 

Danke Mutti und nicht nur für die Freude am Nähen!

4 Kommentare:

  1. Ein tolles Kleid hast Du da gezaubert, viel schöner als das Muster auf dem Originalschnit!. Ich würde den Reißverschluss auch beim nächsten Mal nicht in den Rücken verlegen. Der sieht so toll aus so aus einem Guss. Auch das Jäckchen passt super dazu.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  2. Wunderbar umgestaltet und es steht dir ausgezeichnet!!! Die Ähnlichkeit mit Mama ist so schön zu sehen.
    Viele Grüße kaze

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  3. Das ist ein wunderschönes Kleid geworden. Deine Geduld möchte ich beim Nahtauftrennen haben. Und auch ich finde den Rücken ohne Unterbrechung toll und würde lieber eine kleine Unbequemlichkeit in Kauf nehmen.
    Viele Grüße, Rike

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  4. Einen gerührten Gruss an die Ur-Ex. Immerhin kannte ich Deine Mutter ja noch. Schön, dass Du an sie erinnerst...
    Viel Spaß weiterhin
    Jürgen

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